Telekom Austria: Slim und ÖIAG wollen Kräfte bündeln

Mexican billionaire Carlos Slim smiles during a presentation in Mexico City
Mexican billionaire Carlos Slim smiles during a presentation in Mexico CityREUTERS
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Der mexikanische Großaktionär Carlos Slim will im Zuge der Kapitalerhöhung die Mehrheit am Konzern übernehmen. Über ein Syndikat will er alle künftigen Entscheidungen im Gleichschritt mit der Staatsholding treffen.

Wien. Carlos Slim ist kein Mann, der halbe Sachen macht. Das war schon Mitte Juni 2012 klar, als der mexikanische Multimilliardär von Investor Ronny Pecik dessen fettes Aktienpaket an der Telekom Austria abkaufte. Der Boss der America Movil wartete nur auf die günstigste Gelegenheit - und die ist nun da. Denn die Telekom plant eine milliardenschwere Kapitalerhöhung ("Die Presse" berichtete exklusiv), die Slim für den Ausbau seiner Macht nützen wird. Da Slim, der derzeit 26,8 Prozent hält, eine feindliche Übernahme ausschließt, strebt er eine Allianz mit der ÖIAG an. Sowohl America Movil als auch die Staatsholding, die mit 28,4 Prozent größter Telekom-Aktionär ist, bestätigten am Dienstag Gespräche über ein Syndikat.

Man habe bereits Möglichkeiten über eine künftige Kooperation erörtert, heißt es in einer Stellungnahme der America Movil. Nun könnten auch „formelle Gespräche über eine mögliche Aktionärsvereinbarung" gestartet werden. Zur Zeit gebe es weder konkrete Verhandlungen noch eine endgültige Entscheidung, sagte ÖIAG-Chef und Telekom-Aufsichtsratspräsident Rudolf Kemler zur "Presse". "Aber bei einem für Österreich so wesentlichen Unternehmen wie der Telekom Austria liegt es in der Verantwortung der ÖIAG, sich Gedanken über mögliche zukünftige Szenarien zu machen."

Staat behält Einfluss

Für die ÖIAG ergibt ein Syndikatsvertrag mit den Mexikanern mehrfach Sinn: Sie sichert damit den Einfluss des Staates bei der Telekom ab und erhält ihr eine stabile Aktionärsstruktur. Außerdem kann die ÖIAG in Abstimmung mit America Movil alle wichtigen Entscheidungen, wie auch Kapitalerhöhungen oder Akquisitionen, mitbestimmen. Und nicht zuletzt verhindert ein Syndikat eine feindliche Übernahme durch einen Dritten. Wie Kemler betonte, bestehe das klare Ziel, die Sperrminorität (25 Prozent plus eine Aktie) bei der Telekom zu erhalten. „Im Fall einer Kapitalerhöhung würde die ÖIAG daher mitziehen."

Für Slim, den der Ausbau der Macht angesichts des Aktienkurses von rund sieben Euro nun deutlich weniger kosten dürfte als der Einstieg, bei dem er 9,50 Euro je Aktie gezahlt hat, ist die Telekom als Brückenkopf für Mittel- und Osteuropa interessant. Außerdem dürfte America Movil von neuen Technologien profitieren wollen.
Für den Pakt gibt es ein Vorbild: Beim Ölkonzern OMV ist die ÖIAG mit der IPIC aus Abu Dhabi syndiziert. Die ÖIAG hält 31,5 und die IPIC 24,9 Prozent an der OMV. Dem Vernehmen nach gibt es auch schon einen Zeitplan: Im Idealfall soll der Syndikatsvertrag bis zu Hauptversammlung am 28. Mai vorliegen. Dort soll auch die Kapitalerhöhung abgesegnet werden.

Ein gewichtiges Wort hat noch die Übernahmekommission mitzureden: Denn das Syndikat der Großaktionäre, die zusammen gut 55 Prozent halten, würde nach österreichischem Recht ein Übernahmeangebot an die übrigen Telekom-Aktionäre auslösen. Da die Republik derzeit dafür kein Geld aufwenden will, dürfte der Übernahmepreis aber so niedrig wie möglich angesetzt werden. Und auch eine andere Möglichkeit für dieses Problem wird bereits ins Gespräch gebracht: So könnte die ÖIAG mit America Movil eine Vereinbarung abschließen, dass die Mexikaner alle Aktien übernehmen, die dem Syndikat von anderen Aktionären angetragen werden.
In der Politik stießen die Pläne auf positive Resonanz: „Wir sind natürlich offen für eine enge Kooperation in der Richtung", sagte Finanzminister Michael Spindelegger (ÖVP). Sein Parteikollege, Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner, meinte, eine solche Allianz sei „durchaus interessant". Ein Endergebnis der Verhandlungen über ein Syndikat sei „in den nächsten Wochen" möglich. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2014)

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