Die Wirtschaftsforschungsinstitute Wifo und IHS erwarten eine leichte Beschleunigung des Wachstums - die aber nicht ausreichen wird, um die Arbeitslosigkeit zu senken.
Wien. Die Wirtschaft gewinnt wieder an Schwung - aber nur sehr langsam, verhalten und unter der Voraussetzung, dass alles gut geht. Denn die „Abwärtsrisken" - von der Situation in Russland bis zu höheren Bankenhilfen in Österreich - seien groß, sagten die Chefs der beiden Wirtschaftsforschungsinstitute Wifo und IHS (Institut für Höhere Studien), Karl Aiginger und Christian Keuschnigg, am Donnerstag bei der Präsentation ihrer jüngsten Konjunkturprognose in Wien.
Nach den jüngsten Modellrechnungen der beiden Institute wird die heimische Wirtschaft heuer um 1,7 Prozent wachsen. Für das kommende Jahr werden BIP-Wachstumsraten zwischen 1,7 (Wifo) und zwei Prozent (IHS) angenommen. In beiden Fällen reicht das Wachstum nicht aus, um den negativen Trend auf dem Arbeitsmarkt entscheidend umzudrehen. Zumindest 2014 wird die ohnehin schon hohe Arbeitslosenzahl sogar weiter zunehmen.
Allerdings ist die Prognose, wie das Wifo anmerkt, mit „erheblichen Risken und Unsicherheiten belastet". Sie geht davon aus, dass der Finanzbedarf der Hypo Alpe Adria und der übrigen Problembanken nicht höher als derzeit bekannt ausfällt, dass die Ukraine-Krise nicht weiter eskaliert und dass die Eurozone nicht in die Deflation abstürzt.
Die Gefahr besteht für Österreich zwar nicht: Da ist die offizielle Inflationsrate mit 1,9 Prozent recht hoch und wird auch in diesem Bereich bleiben. Die Krisenländer Südeuropas seien aber durchaus in Gefahr, in eine Deflation zu schlittern. Sollte das eintreten, dann erwarten die Wirtschaftsforscher eine neue, ernste Zerreißprobe für den Euroraum. Sorgen bereiten den Wirtschaftsforschern offenbar auch die bevorstehenden Banken-Stresstests: Der Bankensektor stehe in Europa vor „einigen Herausforderungen", heißt es etwa im Wifo-Bericht.
Sollte sich herausstellen, dass einige Banken auf finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand angewiesen sind und dies den ohnehin engen Budgetspielraum weiter belaste, dann könnte die darauf folgende Verunsicherung von Haushalten, Unternehmen und Finanzinvestoren für eine zusätzliche konjunkturelle Dämpfung sorgen.
Fünf Milliarden für Banken
Recht ordentlich werden heuer die drei notverstaatlichten Pleitebanken zu Buche schlagen: Die Wirtschaftsforscher rechnen mit Kosten von fünf Mrd. Euro für Hypo Alpe Adria, Kommunalkredit und ÖVAG, wobei vier Milliarden allein in die Hypo fließen werden. Das werde das Budgetdefizit auf 3,1 Prozent des BIPs hochschnalzen lassen. Da der Kapitalbedarf nur über Kreditaufnahmen gedeckt werden könne, rechnet das Wifo auch mit einer Erhöhung des Zinsaufwands für die Staatsschuld in den Folgejahren. Das werde das strukturelle Defizit, das die Regierung eigentlich bis 2016 weitgehend abbauen wollte, erhöhen.
Wifo-Chef Aiginger warnt eindringlich davor, wegen des "Unglücksfalls Hypo" auf eine Steuerreform zu verzichten. Wenn es nicht gelinge, die hohe steuerliche Belastung der Arbeit zu reduzieren, sei die Zunahme der Arbeitslosigkeit nicht zu stoppen. IHS-Chef Keuschnigg verlangt, die Ausgaben für Bildung und Forschung nicht zu kürzen. (ju)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2014)