Das Comeback von Gold und Staatsanleihen

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Die Krim-Krise verhinderte in den ersten drei Monaten des Jahres starke Kursgewinne bei Aktien. Mit einzelnen Werten konnte man dennoch hohe zweistellige Gewinne einfahren. Gut hielten sich Gold und Anleihen.

Wien. Es ging mehrmals heftig nach oben und nach unten – unter dem Strich war das erste Quartal aber ein sehr ruhiges für Aktionäre: Der Wert der Aktiendepots hielt sich im Schnitt stabil. Nicht einmal mit Schwellenländer-Papieren, die es in den ersten Wochen des Jahres ordentlich durchgebeutelt hatte, verlor man viel. Die befürchtete Korrektur ist vorerst ausgeblieben. Zweimal setzten die Märkte zu einer solchen an (einmal waren die Turbulenzen bei Schwellenländer-Währungen der Auslöser, einmal die Krim-Krise), zweimal stabilisierten sie sich rasch wieder.

Bester ATX-Wert Zumtobel

Über deutliche Gewinne können sich Goldinvestoren freuen. Der Preis des glänzenden Edelmetalls hat nach dem schweren Absturz des Vorjahres zu einer Erholung angesetzt. Auch die Anleihen meldeten sich zurück. Seit Jahresbeginn sind die Renditen „sicherer“ Staatsanleihen aus Deutschland, den USA oder Österreich ebenso gefallen wie aus einstigen Krisenstaaten Europas: Konnte man zu Jahresbeginn noch zehnjährige deutsche Staatsanleihen mit 1,9 Prozent Rendite erwerben, muss man sich jetzt mit 1,5 Prozent zufriedengeben. Für zehnjährige US-Treasurys fiel die Rendite von drei auf 2,7 Prozent, für österreichische Anleihen von 2,2 auf 1,8 Prozent.

Mussten Spanien und Italien zu Jahresbeginn noch mehr als vier Prozent Rendite für zehnjährige Staatsanleihen bieten, fiel dieser Wert auf ungefähr 3,2 Prozent. Fallende Renditen bedeuten für jene Anleger, die bereits Anleihen haben, steigende Kurse. Wenn sie ihre Papiere jetzt verkaufen und nicht bis Laufzeitende halten, können sie diese Gewinne realisieren.

Mit Aktien konnte man indes keine allzu großen Gewinne einfahren. Zumindest nicht im Durchschnitt. Bei einzelnen Papieren sieht die Lage anders aus. In Wien schoss die Aktie des Beleuchtungskonzerns Zumtobel um 45 Prozent hoch, auch die Telekom legte einen fulminanten Erholungskurs mit plus 30 Prozent hin. Der Bestperformer des Vorjahres, Wienerberger, schaffte es mit plus 19 Prozent auf Platz drei. Von seinen einstigen Höchstständen ist das Papier des Ziegelherstellers aber meilenweit entfernt. Verloren hat man mit der Voestalpine (wegen des schlechten Umfelds für Stahlproduzenten), der OMV sowie den beiden Bankwerten Erste Group und Raiffeisen. Vor allem Letzterer macht die Unsicherheit im Zusammenhang mit der Krim-Krise schwer zu schaffen.

Europaweit hatten Bankwerte wie Intesa Sanpaolo oder UniCredit hingegen die Nase vorn. Auch in Deutschland fand sich das Sorgenkind Commerzbank– neben der Lufthansa– unter den Top-Performern.

US-Aktien gelten als teuer

US-Aktien werden vielfach als bereits sehr teuer bezeichnet, weshalb viele Experten zu Jahresbeginn glaubten, dass europäische Papiere heuer besser performen könnten. Bis dato hat sich das nur zum Teil bewahrheitet. Vielmehr kam es darauf an, die richtigen Aktien zu erwischen. So konnte in den USA der Vorjahresverlierer Caterpillar aufholen, während Flugzeughersteller Boeing, der sich im Vorjahr starker Nachfrage erfreute, Federn lassen musste.

Dennoch wollte John Hussman von Hussman Funds bei US-Aktien eine stärkere Überbewertung erkennen als bei US-Immobilien in den Jahren 2006 und 2007 (also kurz bevor die Immobilien- und Finanzkrise ausbrach). Das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. „Auf aktuellem Niveau werden US-Aktien keine oder eine negative Rendite bei jeglichem Zeithorizont unter sieben Jahren produzieren“, schrieb er in einem Kommentar.

Was den US-Börsen in den ersten drei Monaten jedoch relativ zugute kam, war, dass sie von der Krim-Krise weniger schwer betroffen sind als einige europäische Märkte wie der deutsche und vor allem der österreichische. Im Wesentlichen sind es drei Faktoren, die momentan die Märkte beherrschen: die Krim-Krise, die weltweite Konjunkturentwicklung und die Geschwindigkeit, mit der sich die US-Notenbank Fed zu einem Zudrehen des Geldhahns für die Märkte und zu Zinserhöhungen durchringt.

Als US-Notenbankchefin Janet Yellen kürzlich ankündigte, nach dem Auslaufen der Liquiditätsspritzen die Zinsen anheben zu wollen, erschreckte das die Märkte aber nur kurz. Sie scheinen sich auf eine straffere Geldpolitik eingestellt zu haben. Die Konjunkturdaten aus den USA und aus Deutschland überraschten zuletzt wieder positiv– wenngleich die Sorgen um China den Schwellenländer-Börsen zusetzen. Bleibt also die Krim-Krise.

„Man muss bedenken, dass der Konflikt zwischen Russland und einigen Teilen der restlichen Welt Auswirkungen auf die Realwirtschaft haben kann“, gibt Erste-Analyst Friedrich Mostböck zu bedenken. Hat man zu Jahresbeginn mit einem freundlichen Umfeld für die Börsen gerechnet, so könnten sich die Perspektiven für 2014 also noch ändern. Denn die Europäische Union importiere nicht nur Waren im Wert von 150 Mrd. Dollar aus Russland, sie exportiere in noch größerem Ausmaß. Die Ausfuhren würden bei 260 Mrd. Dollar liegen. „Man sieht also, dass der Konflikt nicht nur importseitig ein Problem werden kann, sondern auch exportseitig.“ Wenn die Abhängigkeiten gestört würden, „dann kann das auch für das europäische Wirtschaftswachstum Folgen haben. Je länger diese Krise dauert, desto eher wird sie auch globale Auswirkungen haben“, meint Mostböck. Der Konflikt hänge wie ein Damoklesschwert über den Märkten, wenngleich sie versuchen, ihn einzupreisen.

Abwarten ist angesagt

Panik sei aber nicht angebracht. „Langfristig gesehen würde ich nicht massiv aus Aktien hinausgehen“, rät der Analyst. Mit dem kurzfristigen Investieren würde er aber noch abwarten.

Nachdem im Vorjahr innerhalb Europas vor allem der deutsche Aktienmarkt die Nase vorn gehabt hat, könnten heuer die verschuldeten Peripheriestaaten nachziehen. Die italienischen, portugiesischen oder griechischen Aktienmärkte liegen seit Jahresbeginn zweistellig im Plus. „Die PIIGS (Portugal, Italien, Irland, Griechenland, Spanien) haben auch weniger mit der Ukraine zu tun als etwa Deutschland“, stellt Mostböck fest.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2014)

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