Lange Warteschlangen trotz Terrordrohung

AFGHANISTAN ELECTIONS
AFGHANISTAN ELECTIONS(c) APA/EPA/S. SABAWOON (S. SABAWOON)
  • Drucken

Die Präsidentenwahl wurde zwar von einigen Anschlägen überschattet, die Wahlbeteiligung war aber erstaunlich hoch – ein erster Erfolg.

Die meisten internationalen Wahlbeobachter hatten das Land bereits verlassen, bevor die Wahl überhaupt begann – doch für manche war es schon ein Erfolg, dass sie überhaupt stattfand, noch dazu ohne allzu grobe Störungen. Es kam zwar zu vereinzelten Anschlägen am gestrigen Wahltag: In Kalat im Süden des Landes forderte ein Bombenattentat das Leben zweier Polizisten, in der südöstlichen Provinz Logar trugen vier Menschen bei einer Explosion teils schwere Verletzungen davon. Darüber hinaus nahm die Polizei einen Attentäter fest, ein weiterer Anschlag verfehlte sein Ziel.

In rund zehn Prozent der mitunter weit abgelegenen Wahlzentren blieben die Wahllokale aus Sicherheitsgründen geschlossen, in den Städten Kabul und Kandahar errichteten die Sicherheitskräfte Checkpoints – und wer zur Wahl ging, musste sich auf Waffen und Bomben untersuchen lassen. Der Aufwand war enorm: 350.000 afghanische Soldaten waren für die Sicherheit abkommandiert.

Dennoch bildeten sich vor den Wahllokalen bei Kälte und trübem Nieselregen lange Schlangen, und die Wahlbeteiligung war trotz der Drohungen der Taliban so rege, dass mancherorts die Öffnungszeiten verlängert wurden. Auf die Ergebnisse werden die Afghanen noch eine Weile warten müssen, ein endgültiges Resultat soll erst in einem Monat vorliegen. Für den 28. Mai ist eine Stichwahl angesetzt, sollte keiner der Kandidaten eine absolute Mehrheit erlangen – was sehr wahrscheinlich ist.

Die Anfechtung des ersten Wahlgangs könnte sich indessen hinziehen, zumal angeblich 18 Millionen Wahlkarten im Umlauf sind – bei nur zwölf Millionen Wahlberechtigten im Land selbst. Bei den Präsidentenwahlen vor vier Jahren hatte Abdullah Abdullah Präsident Hamid Karzai in einen zweiten Wahlgang gezwungen. Die Wahl war überschattet von Vorwürfen massiver Manipulation, Abdullah verzichtete am Ende aber auf die Stichwahl.

Auch diesmal gilt Abdullah, eng verbunden mit der Nordallianz der tadschikischen Minderheit, als einer der Favoriten. Im Wahlkampf hat sich auch der Ökonom und Ex-Finanzminister Ashraf Ghani achtbar geschlagen, während Karzai-Vertrauter Zalmay Rassoul eher enttäuschte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.04.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Erste Gewalt bei Präsidentenwahl in Afghanistan
Außenpolitik

Afghanistan: Tödliche Anschläge überschatten Wahl

12 Millionen Afghanen sind aufgerufen, einen Nachfolger von Präsident Karzai zu wählen. Die radikal-islamischen Taliban versuchen, diesen ersten demokratische Machtwechsel zu torpedieren.
Deutsche Kriegsfotografin in Afghanistan von Polizei erschossen
Medien

Afghanistan: Deutsche Kriegsfotografin von Polizei erschossen

Die preisgekrönte Fotografin Anja Niedringhaus soll offenbar in einem Polizeistützpunkt in Afghanistan erschossen worden sein.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.