Die Energie-Agentur sieht Potenzial für heimisches Schiefergas. Wirtschaftsminister Mitterlehner bremst und verweist auf die Ablehnung der Bevölkerung.
Die Internationale Energie-Agentur (IEA) betont in ihrem neuen Länderbericht zu Österreich das heimische Schiefergas-Potenzial, VP-Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner bremst diesbezüglich aber. Es gebe derzeit keine Projekte und keine Anträge dafür, auch die OMV habe keine derartigen Pläne, meinte der Minister am Mittwoch vor Journalisten.
"Ich weiß, Österreich ist zögerlich" beim Thema Schiefergas, sagte IEA-Direktorin Maria van der Hoeven bei der Präsentation des Reports in Wien: "Wir ermutigen die Regierung aber, ihre Position zu überdenken." Unter anderem zögere Österreich, weil die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für solche Vorhaben drei bis vier Jahre dauere.
Mitterlehner betont Unterschiede zu USA
Mitterlehner dagegen verwies primär auf die "breit abgesicherte" ablehnende "Befindlichkeit der Bevölkerung" zu solchen Plänen. Jedoch prüfe man etwa an der Montan-Uni Leoben andere Fracking-Verfahren, bei denen statt chemischer Mittel zum Beispiel Biomais eingesetzt werden könnte; das müsse der dort führende Professor Herbert Hofstätter ja nicht unbedingt in Österreich ausprobieren, das sei auch in Polen möglich. Nicht vergessen werden dürfe ein wesentlicher Unterschied zwischen Nordamerika, wo Shale-Gas einen wahren Hype erlebt(e), und Europa: In den USA lägen die Vorkommen 200 Meter in der Tiefe, bei uns 6000 oder 5000 m.
IEA fordert mehr Effizienz
Insgesamt stellt die IEA Österreich in ihrem neuen Länderbericht ein gutes Zeugnis aus, regt aber noch weitere Schritte für mehr Versorgungssicherheit etwa bei Strom und auch eine Stärkung des Endkundenmarktes durch Energieeffizienz und Wettbewerb an. Auch zur CO2-Reduktion konnte trotz bisheriger Erfolge noch Weiteres getan werden, so die IEA.
Die Einbindung Österreichs in die Strom- und Gasmärkte in Europa sollte die Regierung weiter fördern durch eine enge Koordinierung und Kooperation mit den Nachbarländern, sagte van der Hoeven: "Österreich muss vor allem die grenzüberschreitenden Netzverbindungen und die Marktkoppelung mit Osteuropa ausbauen." Es gehe um Investitionen in die Energienetze sowie eine Nachfragesteuerung und die Integration erneuerbarer Energien durch kosteneffiziente und marktbasierte Instrumente.
Weiters sollte Österreich notwendige Investitionen in die Übertragungs- und Verteilnetze umsetzen, straffere und transparentere Genehmigungsverfahren einführen, in die die Bürger möglichst früh einbezogen werden, und eine Konzentration auf Wasserkraft-Pumpspeicher zur Stromerzeugung angehen. Trotz erfolgreicher Bemühungen in anderen CO2-Emissions-Sektoren bleibe "der Verkehr ein Problembereich". Die gute heimische Erdölversorgungssicherheit sollte durch eine zweite Erdölleitung verbessert werden, regte die IEA-Direktorin zudem an.
(APA)