Hätte der Autor über seinen eigenen Tod fabuliert, er hätte womöglich im Fieberschub des magischen Realismus über „Gabos Himmelfahrt“ in der Nacht zum Karfreitag fantasiert.
Hätte der Autor über seinen eigenen Tod fabuliert, er hätte womöglich im Fieberschub des magischen Realismus über „Gabos Himmelfahrt“ in der Nacht zum Karfreitag fantasiert. Zum Ableben „Gabos“, des Großschriftstellers Gabriel García Márquez, rief Kolumbiens Präsident in einer Reverenz an dessen Opus magnum eine dreitägige Staatstrauer aus.
Aus aller Welt trudelten hymnische Elogen ein – von Barack Obama über Hollywood bis hin nach Wien-Simmering, wo an der Stadtgrenze die Siedlung Macondo liegt, benannt nach jenem magischen Ort aus „Hundert Jahre Einsamkeit“.
Die Welt hielt kurz inne, nur zwei lateinamerikanische Landsleute wollten sich vorerst nicht in den Chor der Nachrufer einreihen: Papst Franziskus steckte mitten in der Osterliturgie, und dem greisen Despoten Fidel Castro ging der Tod seines Freundes wohl zu nahe.
Mario Vargas Llosa aber begrub seinen Groll gegen seinen einstigen Intimus und späteren Intimfeind. Perus Literaturnobelpreisträger streute Márquez Rosen ins offene Grab – eine österliche Versöhnungsgeste, wie im Schriftstellerhimmel.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2014)