Die Eltern wollen die neuen Sparpläne der Ministerin "zähneknirschend zur Kenntnis nehmen". Die SPÖ-Lehrer halten die Ideen für "gerade noch erträglich".
Eltern und Schüler sehen die neuen Sparpläne von Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) mit gemischten Gefühlen. "Glücklich sind wir nicht damit", so der Präsident des Verbands der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen, Theodor Saverschel. Im Vergleich zu den davor geplanten Maßnahmen wären sie aber das "kleinere Übel", so sein Pflichtschul-Pendant Christian Morawek.
Am Freitag Abend sind die Schulpartner - also Eltern-, Lehrer- und Schülervertreter - im Bildungsministerium zum vierten und letzten Schulgipfel der Woche geladen. Dort wird Heinisch-Hosek unter anderem über ihre Pläne informieren. Geplant ist etwa, die Mittel für den Ausbau der ganztägigen Schulformen im Jahr 2014 um 50 Millionen Euro zurückzufahren. Von 2014 bis 2018 waren je 160 Millionen Euro jährlich geplant. Nun sollen heuer nur 110 Millionen Euro ausgeschüttet und die eingesparten 50 Mio. 2018 zusätzlich wieder angehängt werden. Begründet wird die Maßnahme damit, dass die bisher zur Verfügung gestellten Mittel ohnehin nie vollständig abgerufen wurden.
Rechnungshof soll zur Hilfe gerufen werden
"Generell ist Sparen im Bildungsbereich keine gute Idee", meinte Morawek. "Wenn wir die jetzigen Pläne für die Ganztagsschule mit den Ideen vor eineinhalb Wochen - also weniger Teamteaching und größere Gruppen - vergleichen, dann ist das - wenn man zähneknirschend zur Kenntnis nimmt, dass bei Bildung gespart wird - das kleinere Übel", so der Elternvertreter weiter. Beim Ausbau der ganztägigen Schulformen könne es nun zu einer Verlangsamung kommen, die natürlich nicht erfreulich sei. Spartipps für Heinisch-Hosek werde die Elternvertretung am Abend sicher nicht vorlegen: "Wir sagen dem Ministerium sicher nicht, wie es einen Milliardenbetrieb führen soll."
Ähnlich sieht das Saverschel: Zufrieden könne man auch mit den neuen Plänen nicht sein. "Wir wollen ja die Qualität steigern, und die Ganztagsbetreuung ist Teil der Qualität von Schulen." Aber natürlich sei dies jetzt besser als Einsparungen direkt im Unterricht.
Saverschel stört in der gegenwärtigen Debatte, dass Eltern und Schüler "weit davon weg sind zu wissen, was jetzt wirklich in der Verwaltung eingespart werden kann". Daher solle der Rechnungshof (RH) die Geldflüsse im Schulbereich prüfen und was mit dem ausgeschütteten Geld tatsächlich passiert. "Der Rechnungshof kennt sich auf Ebene des Ministeriums gut aus und auf Ebene der Schulstandorte. Er weiß aber nicht, was dazwischen passiert." Eventuell könne so ein gewisses Sparpotenzial entdeckt werden.
Sparprogramm ist "gerade noch ertäglich"
Bundesschulsprecherin Angi Groß ist ebenfalls der Ansicht, dass im Bildungsbereich grundsätzlich nicht gespart werden solle: "Wenn wir realistisch sind, war es aber zumindest wichtig, dass die Maßnahmen nicht direkt im Unterricht ankommen. Natürlich sind wir für ganztägige Schulformen. Uns ist es aber lieber, wenn dort gespart wird als direkt in den Klassen."
Auch für den SLÖ (Sozialdemokratischer LehrerInnenverein) ist das derzeitige Sparprogramm "gerade noch erträglich", hieß es in einer Aussendung. "Auch wenn der Ansatz, die Sparvorgabe großteils durch finanzielle Mittel für den Ausbau der Ganztagsschule abzudecken, als falsches Signal verstanden werden könnte, ist es eine sehr verträgliche Lösung." Immerhin seien die Gelder bisher nicht abgerufen worden und würden außerdem 2018 wieder angehängt.
(APA)