Concordia-Preise: Im „vordemokratischen“ Österreich

CONCORDIA-MEDIENPREISE
CONCORDIA-MEDIENPREISEAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Bei der Ehrung von Journalisten fehlt es nicht an selbstkritischen Tönen.

Wien. Es galt wieder, Journalisten für ihre herausragenden Leistungen zu würdigen. Allerdings fehlte es bei der Verleihung der Concordia-Preise 2013 im historischen Sitzungssaal des Nationalrates am Donnerstagabend nicht an kritischen und selbstkritischen Einschätzungen zum Journalismus. Etwa, als Hausherr Karlheinz Kopf, der Zweite Nationalratspräsident, auf das ausgesprochen schlechte Image von Journalisten in der öffentlichen Wahrnehmung hinwies – freilich ohne zu verschweigen, dass das Ansehen von Politikern noch schlechter ist. Oder als Laudator Alfred Noll die äußerst problematischen „symbiotischen Beziehungen zwischen Medien und Politik“ in Österreich offen ansprach.

Bis es zur Verleihung des Ehrenpreises an den journalistischen Großmeister Gerd Bacher (die Laudatio auf ihn von Peter Huemer war auszugsweise in der „Presse“-Freitagsausgabe abgedruckt) mussten die Zuhörer allerdings gutes Sitzfleisch haben, da manche Würdigungs- und Dankesreden ausgesprochen weitschweifig geraten waren. Das gilt nicht für Cornelia Vosperniks Laudatio auf die Kriegs- und Krisenreporterin Petra Ramsauer, die mit dem Menschenrechtspreis ausgezeichnet wurde. Ramsauer sei eine „mutige Frau“, die eine Geschichte immer „zuerst selbst verstehen will, ehe sie sie erzählt“. Die Geehrte richtete einen dringenden Appell an die Verantwortlichen, die Medienkrise nicht auf dem Rücken der Auslandsberichterstatter auszutragen.

Josef Barth und das „Forum für Informationsfreiheit“ wurden für ihre Initiative transparenzgesetz.at in der Kategorie Pressefreiheit geehrt. Ein österreichisches Schicksal: Ihr Engagement für ein Transparenzgesetz wurde von der Politik zwar anfänglich begrüßt, inzwischen schimmelt der Entwurf für das Gesetz aber in Parlamentsausschüssen vor sich hin. Laudator Noll sieht Österreich angesichts der fehlenden Transparenz in Politik und Verwaltung nach wie vor in einem „vordemokratischen“ Stadium. Denn die Beamten wüssten: Geheimniswahrung bedeutet Macht, Teilung von Wissen geht mit Machtverlust einher. (b. b.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2014)

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