Aktivistischer Investor

Hedgefonds Petrus Advisors übt erneut Kritik an der Bawag

(c) Leopold Nekula/VIENNAERPORT via www.imago-images.de
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Der Anleger Klaus Umek von Petrus Advisers hält an seiner Kritik an der Unternehmensführung und den Geschäftspraktiken der Bank fest. Im Juli hatte er die Bawag sogar bei der Europäischen Bankenaufsicht EBA angezeigt.

„Die Bawag blutet Kunden“, sagt Klaus Umek, Chef des aktivistischen Investors Petrus Advisers. Damit erneuert der Anleger, der sowohl eine Short-Position als auch eine Long-Position an der Bank hält, seine Kritik. Seit dem Börsengang der Bank sei jeder vierte Kunde verloren gegangen, so Umek weiter. Schon Anfang Juli hatte er dem Management vorgeworfen, sich auf dem Rücken der Anleger zu bereichern. Außerdem nehme das Unternehmen auf dem Markt zu viel Risiko und vernachlässige das klassische Bankengeschäft. Die Bawag hatte die Vorwürfe als „inkonsistent, aus dem Zusammenhang gerissen und irreführend“ zurückgewiesen.

„Wie Adler und Wirecard wird die Bawag eine lange Story“, erneuert Umek seine Warnungen. Dabei verweist er auf steigende Risikokosten im ersten Halbjahr. Das schwierige Umfeld auf dem Immobilienmarkt sei eine klare Warnung an das hochriskante Kreditbuch der Bank, das überwiegend von Online-Maklern herbeigeschafft sei.

Umek sehe zudem einen Anstieg der Rückstandsquoten bei Verbraucherkrediten in den USA. Ähnliches erwartet er für Europa. Die Spareinlagen würden rar werden. Das Management nutze die Bank, um sich zu Niedrigstzinsen zu finanzieren, billiger als die Republik Österreich. „Das goldene Kalb hat nur noch eins: gute Mitarbeiterkonditionen.“ Außerdem seien die Credit-Default-Swaps-Spreads der Bawag seit dem 29. Juni um mehr als zehn Prozent gestiegen und würden auf weiteren Stress hindeuten.

Der Petrus-Advisers-Chef hält die Kreditqualität aufgrund des Wachstums in Konsumfinanzierungen und strukturierten gewerblichen Immobiliengeschäften mit besorgniserregenden Bewertungen der Sicherheiten, des übermäßigen Ausmaßes und obskuren Ländermix für fragwürdig. Die Risikodichte der Bilanz sei viel schneller gesunken als bei der Konkurrenz, obwohl die Bawag den Risikogehalt ihres Kreditbuchs erhöht habe. Bestimmte Annahmen der Modelle scheinen unerklärlich weit von der Vergleichsgruppe entfernt zu sein, was auf die Notwendigkeit hindeutet, die Bank besser zu kapitalisieren. Der Verschuldungsgrad habe sich nämlich seit dem Börsengang deutlich erhöht.

Vergangenheit als Arbeiterbank

Die Bawag wurde 1922 als „Arbeiterbank“ von Karl Renner gegründet, dem sozialdemokratischen ersten Kanzler der Republik Österreich nach dem Ersten Weltkrieg. Nach 1945 kam sie in den Besitz des Österreichischen Gewerkschaftsbunds, der sie nach einem Bilanzskandal 2006 an den Finanzinvestor Cerberus Capital verkaufen musste.

Doch man verabschiedete sich der von der Tradition als rote Gewerkschaftsbank. Cerberus sanierte das Institut mit harter Hand und Managern aus den eigenen Reihen — darunter der aktuelle Bankchef, Anas Abuzaakouk. Nach einigen Jahren der Durststrecke stellte sich der finanzielle Erfolg ein. Die Bank ist inzwischen an der Börse und Cerberus mit Gewinn ausgestiegen. 

Bank wies Kritik zurück

Auf die zuletzt geäußerte Kritik des Hedgefonds Petrus Advisors ging der Bankchef während der Präsentation der Halbjahresergebnisse im Juli nicht ein. Im damaligen Investoren-Call betonte das Management Fortschritte in der Bank, die in den vergangenen zehn Jahren erzielt worden seien. „Unsere Strategie haben wir in den letzten zehn Jahren konsequent verfolgt. Wir konzentrieren uns auf das Wachstum unserer Geschäftsbereiche und unseres Kernmarktes, indem wir die grundlegenden finanziellen Bedürfnisse unserer Kunden erfüllen. Wir differenzieren uns durch Effizienz, Technology, Einfachheit und operative Exzellenz“, hatte Bawag-Chef Anas Abuzaakouk gesagt.

Die Bawag hatte im ersten Halbjahr 2023 knapp ein Drittel mehr Gewinn gemacht. Unter dem Strich blieben 320,3 Mio. Euro, das sind 30,9 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Dazu beitragen konnte der Nettozinsertrag, der um 22,1 Prozent auf 600,2 Mio. Euro zulegte. Der Provisionsüberschuss ging dagegen um 4,0 Prozent auf 152,9 Mio. Euro zurück. Die Ziele für das Gesamtjahr hat die Bawag zum Teil angehoben.

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