Quergeschrieben

Die dümmste ökonomische Theorie und ihre Folgen

Die Annahme, Staaten könnten sich grenzenlos verschulden, ist angesichts steigender Zinsen so plausibel wie jene, man könne sich beliebig oft in den Kopf schießen.

Es ist noch gar nicht lang her, dass eine neue ökonomische Theorie über die Frage, wie viele Schulden ein Staat eigentlich machen kann, weit über die Fachwelt hinaus für Furore sorgte. Diese Theorie, „Modern Monetary Theory (MMT)„ genannt, behauptete, grob zusammengefasst, dass Staaten grundsätzlich so viele Schulden aufnehmen können, wie sie für notwendig erachten, weil sie ja auch so viel Geld drucken können, wie sie wollen.

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Für all jene Politiker und Kommentatoren, die schon immer gemeint haben, sparsame Budgets seien des Teufels und nur staatlicher Konsum auf Pump, je mehr, desto besser, sei tugendhaftes Verhalten, war diese neue ökonomische Theorie gleichsam ein Geschenk des Himmels. Denn die Politik der Wählerbestechung auf Pump und zulasten kommender Generationen könnte sich nun mit der Aura des Wissenschaftlichen schmücken; die US-Ökonomin Stephanie Kelton, die lauteste Propagandistin der MMT, wurde als eine Art It-Girl und Chef-Influencerin eine Zeit lang von Kongress zu Kongress und von TV-Auftritt zu TV-Auftritt weitergereicht.

Vermutlich ist keine andere wissenschaftliche Theorie so schnell und vollständig kollabiert wie die „Modern Monetary Theory“. Seit weltweit gewaltige Schuldengebirge vor allem der Staaten zu Mitverursachern einer ebenso gewaltigen Inflationswelle geworden sind, muss auch dem schlichtesten Gemüt klar geworden sein, dass die Annahme, Staaten könnten sich unbegrenzt verschulden, so haltbar ist wie die Theorie, Menschen könnten sich unbegrenzt oft mit einer Glock in den Schädel schießen. Nicht zufällig genießt die MMT heute unter vernünftigen Ökonomen ungefähr so viel Ansehen wie Bach-Blütentherapie unter Onkologen.

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