Wort der Woche

Kosten von Solarzellen

Neue Technologien – so auch Photovoltaik – werden während der Einführungszeit rasant billiger. Bei den Nebenkosten für die Errichtung einer Solaranlage ist das etwas anders. 

Es dauert seine Zeit, bis sich eine neue Technologie durchsetzt. Bei Dampfmaschinen z. B. vergingen zwischen Entwicklung und Verbreitung als Massenprodukt 60 Jahre; bei Kühlschränken waren es 40 Jahre, bei Windrädern, Handys und E-Bikes zehn bis 20 Jahre. In dieser Zeit kam es typischerweise zu starken Kostensenkungen, in denen sich eine mehr oder weniger steile Lernkurve widerspiegelt – mit Verbesserungen bei Konstruktion, Materialien, Produktionsverfahren etc.

Das war auch bei Photovoltaik-Anlagen so: Ursprünglich erfunden für die Raumfahrt, wurden Solarzellen ab den 1960er-Jahren für terrestrische Anwendungen weiterentwickelt. Damals waren sie kaum erschwinglich, doch ab den 1980er-Jahren ging es mit den Preisen steil bergab: Heute sind sie um mehr als 95 Prozent billiger als vor 40 Jahren – und damit absolut konkurrenzfähig.

Die dramatische Verbilligung der Hardware (PV-Module, Wechselrichter, Kabel usw.) ist aber nur die eine Seite. Denn beim Bau einer Solaranlage fallen weitere Kosten an, etwa für Planung, mechanische und elektrische Installation, Genehmigungen oder Netzanschluss. Diese „soft costs“ können 40 Prozent und mehr an den Gesamtkosten ausmachen. Und ihr Anteil steigt: Während ein PV-Modul heute einen mehr als doppelt so hohen Wirkungsgrad hat wie in den 1980ern, haben sich Installations- oder Genehmigungsprozesse kaum verändert. Ähnliches gilt für andere Energietechnologien wie etwa Windenergie.

Zu diesem Ergebnis kam kürzlich eine Forschendengruppe um die österreichische Technologieforscherin Magdalena Klemun, die früher geschätzte Kollegin bei der „Presse“ war und nach Studien an der TU Wien, der Columbia University (New York) und dem MIT (Boston) nun Assistenzprofessorin an der Hong Kong University of Science and Technology (HKUST) ist. Die Analyse von detaillierten Kostendaten aus mehreren Staaten zeigt, dass die „soft costs“ zwar ebenfalls gesunken sind, dass der Großteil der Verbilligung aber in Wirklichkeit auch auf Verbesserungen der Hardware zurückzuführen ist – etwa in Bezug auf Effizienz oder Konstruktion (Nature Energy, online 17. 8.).

Um den weiteren Ausbau erneuerbarer Energieträger zu verbilligen und dadurch schneller vorantreiben zu können, schlagen Klemun und ihre Mitforschenden vor, gezielter als bisher bei den „soft costs“ anzusetzen und auch in diesem Bereich günstigere Verfahren (etwa hinsichtlich Standardisierung, Installation oder Monitoring) zu entwickeln.

Der Autor leitete das Forschungsressort der „Presse“ und ist Wissenschaftskommunikator am AIT.

meinung@diepresse.com

diepresse.com/wortderwoche

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.