Forschung

Die Passion reicht weit über die Wolken hinaus

Will den Mut, unkonventionelle Wege zu gehen, vorleben: Christiane Helling.
Will den Mut, unkonventionelle Wege zu gehen, vorleben: Christiane Helling.IWF/A. Scherr
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Christiane Helling leitet das Institut für Weltraumforschung in Graz. Wissenschaftlich fesselt sie, wie Wolken in den verschiedenen Atmosphären entstehen.

Wenn sie von Wolken spricht, gerät sie ins Schwärmen. „Wolken faszinieren mich auf ganz verschiedenen Ebenen. Ich will sie verstehen“, sagt Christiane Helling und zitiert Einstein. Dieser habe einmal gemeint, wenn man ein Sandkorn verstehe, verstehe man die ganze Welt. So sei es auch mit den Wolken, die aus vielen Materialien bestehen – und sogar zu Edelsteinen werden können, schildert sie.

Die naturwissenschaftlichen Grundlagen hinter diesen Vorgängen begeistern die Astrophysikerin und gebürtige Deutsche, der einst der Fall der Berliner Mauer zum intellektuellen Befreiungsschlag verhalf. Denn der Studienplatz für Wirtschaftsinformatik an der TU in Dresden war eigentlich schon fix. „Aber dann hatte ich das erste Mal die Möglichkeit, wirklich selbst zu wählen, was ich gern machen wollte“, erzählt Helling.

Einzigartigkeit der Erde beschützen

Sie ist stolz darauf, schon vor 20 Jahren für ihr Thema „den richtigen Riecher“ gehabt zu haben. „Ich habe gesagt, wir müssen uns mit der Wolkenbildung für Exoplaneten (Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, Anm.) auseinandersetzen, und es erfüllt mich mit Freude, dass heute für die Arbeit mit dem James-Webb-Teleskop, dem Weltraumteleskop Cheops und auch für Plato (Mission zur Erforschung extrasolarer Planeten, Anm.) genau diese Grundlagenforschung zentral ist.“ Für Helling der Lohn für harte Arbeit, oft bis spät bis in die Nacht – und das Durchsetzen gegen Zweifler.

Als Chefin des renommierten Grazer Instituts für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, an das sie vor nun bald zwei Jahren von der schottischen University of St Andrews wechselte, reichen ihre Interessen noch deutlich weiter. „Juice“, eine Mission mit IWF-Beteiligung zur Erforschung des Jupiters und seiner Eismonde, ist heuer gestartet. Dort könnten sich Ozeane aus Wasser verbergen. „Für eine Physikerin ist das natürlich ein Wahnsinn“, sagt Helling. In der Mission „Bepi Clombo“ wiederum untersuchen Forschende das schwache Magnetfeld des Merkurs und dessen Wechselwirkung mit dem Sonnenwind. Und weil alles mit allem zusammenhängt, will Helling am IWF Sonnensystem- und Exoplanetenforschung noch stärker miteinander verflechten. „Das ist meine Vision.“ Es geht aber auch immer wieder um die Einzigartigkeit der Erde, die es zu beschützen gilt.

„Nichts auf dem Silbertablett serviert“

An der Weltraumforschung fasziniert sie, noch nie dagewesene Fragen stellen zu können. Die sollen auch verrückt sein dürfen. Den Mut, unkonventionelle Wege zu gehen, will Helling jedenfalls vorleben. Sie selbst führten aber vor allem harte Arbeit und eine gewisse Hartnäckigkeit zum Erfolg. „Mir wurde nichts auf dem Silbertablett serviert.“

Um die Anstrengungen des beruflichen Alltags hinter sich zu lassen, schlüpft Helling am Wochenende gern in ihr Wanderzeug und fährt in die Berge. „Von Graz aus ist man in einer Stunde Fahrzeit da, das ist einfach phänomenal.“ Das nutzt sie gern, auch wenn es sie ab und zu zurück nach Schottland zieht. (gral)

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