Opernkritik

Die Salome in der Volksoper ist mehr Elfe als Vamp

Die jugendlich-zierliche Astrid Kessler kling in ihrem Rollendebüt als Salome am besten dort, wo sie alles geben kann und muss.
Die jugendlich-zierliche Astrid Kessler kling in ihrem Rollendebüt als Salome am besten dort, wo sie alles geben kann und muss.Barbara Palffy / Volksoper Wien
  • Drucken

Volksoper. Das Haus am Gürtel spielt wieder Strauss’ „Salome“, diesmal in Luc Bondys Inszenierung von 1992. Das kann sich sehen lassen und wird auch bejubelt. Musikalisch freilich stößt man unter Omer Meir Wellber an erwartbare Grenzen.

Salome, schönste Blume des Morgenlands? Nein, falsches Stück, falsches Genre. „Die alte Hur’ is net umzubringen“, soll Robert Stolz über seinen tantiemenstarken Schlager „Salome“ gesagt haben, einen „orientalischen Foxtrott“. Aber in der Volksoper steht nun nicht etwa irgendeine Stolz’sche „Salome“-Revue auf dem Programm, sondern Richard Strauss’ „Salome“, dessen 1905 in Dresden uraufgeführter, damals skandalös-monströser Einakter. Nach der Österreich-Premiere 1906 in Graz und einem Gastspiel aus Breslau am Volkstheater 1907 war es die Volksoper, die das Werk 1910 in Wien erstmals ins Repertoire nahm, während an der Hofoper noch bis 1918 die sittlichen Bedenken überwogen.

Es fehlt noch an Understatement

2011 schon hat man am Gürtel unter Direktor Robert Meyer mit einer Neuproduktion an die historische Tat erinnert, nun tun es Meyers Nachfolgerin Lotte de Beer und der nach gut einer Spielzeit schon wieder scheidende Musikdirektor Omer Meir Wellber. Musikalisch ist das eine lohnende, lehrreiche Herausforderung für das Haus. Gespielt wird eine autorisierte Fassung in reduzierter Besetzung, die Wellber nachgebessert hat: Zwei Harfen statt einer machen rauschenden Effekt. Überhaupt sind Orchester wie Ensemble gut studiert und liefern eine insgesamt beachtliche Leistung. Oft vermeint man aus dem Graben eine Extrafreude an gelungenen virtuosen Gesten und koloristischen Valeurs zu vernehmen. Die Kehrseite dieser vor allem durch die Bläser glänzenden Medaille ist aber nicht nur, dass die Opulenz der Streicher fehlt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.