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Selbstverschuldet fallen die Bankkunden um bessere Zinsen um

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Banken bieten ihren Kunden inzwischen schon deutlich bessere Zinsen als noch vor einigen Monaten. Experten können daher kein Marktversagen erkennen. Das Problem sind die Sparer selbst. Was machen sie falsch?

In den vergangenen Wochen wurde in Österreich viel über zu geringe Sparzinsen – vor allem für täglich fällige Einlagen – diskutiert und den Banken vorgeworfen, sich zu wenig rasch den steigenden Leitzinsen anzupassen. Nun scheint der Wettbewerb langsam in Schwung zu kommen, wie auch die Arbeiterkammer in ihrem jüngsten Sparzinsenvergleich festgestellt hat. Die Experten vom Bankberatungsinstitut Zeb sehen aber auch die Kunden in der Pflicht. Der Markt sei generell intakt.

„Die Kunden sind sehr träge in dem Sektor“, sagte Peter Klenk vom Zeb-Institut in München zur APA. Laut einer Umfrage würden zwei Drittel der Bankkunden nicht planen, ihr Geld umzuschichten, auch wenn es zwischen einzelnen Anbietern von Sparprodukten eine Zinsdifferenz von bis zu drei Prozent gebe. „Solang Kunden das mit sich machen lassen, ist das eben das, was den Markt bestimmt,“ so Klenk.

Dass es eine Schere zwischen Kredit- und Sparzinsen gebe, sei normal, der Wettbewerb bei den Sparzinsen werde aber von Monat zu Monat mehr. Das treffe besonders auf Deutschland zu, wo vor allem Direktbanken wie die niederländische ING-Diba den Markt beleben, „aber auch in Österreich gibt es attraktive Angebote“, sagte Klenk. „Wenn man sich etwas Zeit nimmt und schaut, muss man sich nicht mit 0,5 Prozent bei XY zufriedengeben“, so der Zeb-Experte. Für täglich fällige Einlagen sind in Österreich laut Arbeiterkammer bis zu zwei Prozent pro Jahr an Zinsen möglich. Allerdings gelten Angebote oft nur für eine begrenzte Laufzeit oder erfordern einen Mindesteinlagebetrag.

Ein Marktversagen sieht Klenk jedenfalls nicht. „Der Markt ist inakt“, so der Experte. Mitberücksichtigen müsse man, dass für gebundene Spareinlagen noch einmal bessere Konditionen möglich seien als für täglich fällige Einlagen, ergänzte Michaela Schneider von Zeb Österreich.

Reale Verluste bleiben

Die hohe Inflation können aber auch die aktuellen Zinsangebote für Spareinlagen nicht abdecken. Die Inflationsrate in Österreich erreichte im August 7,5 Prozent. Die Zinsangebote machen im besten Fall drei Prozent aus, was einen realen Verlust von rund vier Prozent bedeutet. Die Einlagenzinssätze waren im Juli (der gesamte Bestand) bei täglich fälligen Einlagen lediglich mit 0,69 Prozent verzinst. Im Neugeschäft waren es (von täglich fällig bis zu einem Jahr) immerhin schon 2,89 Prozent. Im Jänner hatten die Banken im Schnitt lediglich 1,9 Prozent bezahlt. Derzeit liegen rund 295 Mrd. Euro an Einlagen von österreichischen Privathaushalten bei den Banken. In den vergangenen Monaten haben viele Kunden angefangen, in zeitlich gebundene Einlagen umzuschichten.

Die Zeb-Experten empfehlen, sich das derzeit vergleichsweise hohe Zinsniveau mit langlaufenden Angeboten zu sichern. „Denn die Zinsen werden auch wieder fallen“, und mit dem Zinsniveau würden auch die Angebote weniger attraktiv. Auch die Inflation werde wieder zurückgehen, und wer dann längerfristig hohe Sparzinsen eingeloggt habe, könne profitieren. Ob deshalb reale Gewinne möglich sind, wird sich aber erst zeigen.

Die Motivation vieler Menschen, sich mit ihren Finanzen zu beschäftigen sei aber nach wie vor sehr begrenzt. Abhilfe könnte hierbei eine intensivere Finanzbildung schaffen, so Schneider. Von einer strengeren Regulierung und weiteren Verpflichtungen bei der Kreditberatung hält sie dagegen nur wenig. Es müsse möglich sein, den Kunden eine gewisse Mündigkeit abzuverlangen. Die Beratung sei zudem bereits sehr stark reguliert, sagte Klenk. (APA/nst)

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