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ÖOC-Hauptversammlung soll stattfinden, Wahl unwahrscheinlich

ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel
ÖOC-Generalsekretär Peter MennelGEPA pictures / Patrick Steiner
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Peter Mennel, Karl Stoss und Co. sehen sich nach erhobenen Vorwürfen in einer Strafanzeige durch
Prüfungen von Externen auf der sicheren Seite. Weitere Vorwürfe sollen noch vor dem Meeting am Freitag publik werden.

Die mittlerweile schon überfällige Wahl eines neuen Vorstands des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC) an diesem Freitag in einem Wiener Hotel ist mehr als nur in Schwebe. Nach den am Tag nach der Präsentation eines Wahlvorschlags aufgekommenen Vorwürfen gegen ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel sowie das aktuelle ÖOC-Präsidium ist nicht zu erwarten, dass die Kür der zwölf Kandidaten bei der Hauptversammlung wie geplant über die Bühne geht - schon gar nicht reibungslos.

Am vergangenen Mittwoch hatte der aus Herwig van Staa (Schützenbund) und seinem Stellvertreter Peter Korecky (ASKÖ) bestehende Wahlausschuss die zwölf alten und neuen Köpfe für den nächsten ÖOC-Vorstand präsentiert, sofern es nach dem Wahlvorschlag geht. Dieser sollte eine breite Mehrheit finden - bei der außerordentlichen Hauptversammlung am 3. Juli war das nicht der Fall gewesen -, indem u.a. jünger und auch mit innovativen Kräften besetzt wurde sowie der Frauenanteil gehoben wurde, wie betont wurde.

„I believe in you“: Schaden von 416.000 Euro inkriminiert

Gut 24 Stunden später der Paukenschlag, als über Der Standard (Online) und den ORF eine bei der Staatsanwaltschaft Wien anonym eingebrachte Strafanzeige wegen schweren Betrugs gegen Mennel sowie gegen das Präsidium wegen Beihilfe dazu publik wurde. Es gilt die Unschuldsvermutung. Im Zentrum der Causa steht die vor mehr als acht Jahren gegründete Crowdfunding-Plattform „I believe in you“. Bilanzverluste der Plattform sollen mit Vereinsvermögen des ÖOC abgedeckt worden und so die ÖOC-Mitglieder um 416.000 Euro geschädigt worden sein.

Beim ÖOC freilich war man sich schnell einig, dass sich die „haltlosen“ Vorwürfe in „Schall und Rauch“ auflösen würden. Vergleichbare Fälle ließen bei der olympischen Organisation sogar leichte Hoffnung aufkommen, dass das noch vor dem Freitag passieren könnte. Es wurde aber auch erkannt, dass das unwahrscheinlich sei. Vielmehr machten in den vergangenen Tagen Gerüchte die Runde, dass noch vor der Hauptversammlung weitere Vorwürfe gegen das ÖOC auftauchen würden. Mit denen könnte die Organisation mit einer tieferen Vergangenheit konfrontiert werden.

Namentlich ist die ÖOC-Gegenseite diesmal offiziell nicht bekannt, die Sachverhaltsdarstellung wurde eben anonym bei der Staatsanwaltschaft eingebracht. Im Vorfeld der Juli-Hauptversammlung arbeitete jedenfalls eine Gruppe mit den fünf Fachverbänden Schwimmen, Turnen, Golf, Basketball und Ringen gegen ÖOC-Präsident Karl Stoss und Co. Der Vorarlberger steht wie als Vizepräsidentin Elisabeth Max-Theurer (Pferdesport) auch auf dem neuen Wahlvorschlag.

Dieser wird am Freitag auch auf der Agenda der Hauptversammlung aufscheinen. Diese finde statt, wie es vom ÖOC am Montag zur APA - Austria Presse Agentur hieß. So könnte über eingebrachte Anträge auch nur auf der Sitzung diskutiert werden. Wie es mit der Wahl an sich aussieht, steht freilich auf einem anderen Blatt. Der seit 2009 amtierende Stoss benötigt zur Wiederwahl eine Zweidrittel-, die übrigen Kandidaten eine einfache Mehrheit.

Für Zündstoff ist gesorgt

ASKÖ-Präsident Hermann Krist hatte am Freitag zum Standard gemeint, er könne sich nicht vorstellen, dass gewählt würde. Er selbst werde jedenfalls nicht dafür stimmen. „Bei all den offenen Fragen müsste ich einen Vogel haben, wenn ich mit meiner Stimme den alten Vorstand entlaste und dann noch dafür sorge, dass der Präsident eine weitere Amtszeit erhält. Würde ich das tun, könnte man mir Fahrlässigkeit vorwerfen“, sagte Krist.

Für Zündstoff ist also erneut gesorgt, und auch die Amtsdauer des aktuellen Vorstandes birgt immer mehr Brisanz. Die Neuwahlen hätten eigentlich schon 2021 stattfinden sollen, wegen der Corona-Pandemie wurde aber bereits 2020 auf 2023 verschoben. Die Funktionsperiode des Vorstandes bzw. die dritte Amtszeit des 66-jährigen Stoss dauert damit nun schon seit 1. März 2017 und damit seit mehr als sechseinhalb Jahren an.

Unabhängig von der Wahl sieht man beim ÖOC den getätigten Vorwürfen gelassen gegenüber, in insgesamt fünf ÖOC-Hauptversammlungen sei das Thema „I believe in you“ auch schon als Thema abgehandelt worden. Neunmal sei es von Externen und Spezialisten geprüft worden. Das Kontrollsystem sei extrem angepasst worden, um irgendwelchen Unregelmäßigkeiten vorzubeugen. Man würde sich daher sehr wundern, wenn da nur irgendetwas herauskommt, hieß es.

(APA)

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