Reportage

Henze in Berlin Tempelhof: Diese Oper packt die Jungen

Spektakuläre Inszenierung von Tobias Kratzer: Am Ende öffnen sich im Tempelhof -Hangar die Türen und die „Überlebende“ ziehen aus.
Spektakuläre Inszenierung von Tobias Kratzer: Am Ende öffnen sich im Tempelhof -Hangar die Türen und die „Überlebende“ ziehen aus. Jaro Suffner
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Die Komische Oper in Berlin hat das jüngste Opernpublikum der Stadt. Die „Presse“ fragte die Intendantin, die Salzburgerin Susanne Moser, warum. Und besuchte das Saison-Eröffnungs-Event, Henzes „Floß der Medusa“ im Flughafen Tempelhof.

Wir sitzen auf einer der zwei mächtigen Tribünen, aufgebaut in einem ehemaligen Hangar am Berliner Flughafen Tempelhof. Noch sind sie leer, in zwei Stunden werden sie bis zum letzten Platz voll sein. Sieben Mal ausverkauft ist man, mit ungewohnt jungen Besuchern, die Turnschuhe tragen und sich bevorzugt auf Englisch ausdrücken. In der Pause wird Berliner Kindl aus Flaschen getrunken, Kinder mit Skateboards unterm Arm stehen herum. Und das rund um die Premiere einer zeitgenössischen Oper, Hans Werner Henzes „Das Floß der Medusa“ (1967/68).

Wir schauen hinunter auf ein riesiges Wasserbecken. 160.000 Liter fasst es, sagt Susanne Moser, 1000 Badewannen voll. Seit 2022 ist die 1974 in Salzburg Geborene Intendantin der Komischen Oper Berlin, gemeinsam mit Philip Bröking. Er davor bereits seit 2004 Operndirektor, sie seit 2005 kaufmännische Leiterin. Nach Barry Koskys Entscheid für die Freiheit haben die beiden die Verantwortung, das Haus weiter als das mit dem jüngsten Besucherdurchschnitt der Stadt zu führen – 48 Jahre, die 40.000 Jungen aus der eigenen Programmschiene nicht eingerechnet.

Das bedingt wohl Inszenierungen mit Eventcharakter und ein Hinausgehen in die Stadt: Mit dieser Saison beginnt die mindestens sechsjährige Schließung des Stammhauses. Es wird um 487 Mio. saniert. Eine Chance zu weiterer „Diversifizierung“, wie das so schön heißt? Die Henze-Inszenierung am alten Flughafen Tempelhof passt dazu, ein nomadisierendes Spiegelzelt ist bereits angekündigt, dazwischen wird im Ausweichquartier Schillertheater und im schicken Kindl Areal Neukölln gespielt.

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