Kulturerbe

Er machte Wien zur Weltstadt des Tanzes

Impulstanz-Chef Karl Regensburger.
Impulstanz-Chef Karl Regensburger.Caio Kauffmann
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Ohne Karl Regensburger gäbe es das Impulstanz-Festival nicht, er ist den Künstlern ein treuer Partner. Dabei wäre er fast Banker geworden.

Der Mann hat Ausdauer. Und gute Nerven. Sonst gäbe es das Impulstanz-Festival längst nicht mehr, das er liebevoll „mein Baby“ nennt und das vergangenen Sommer seine 40. Ausgabe feierte. Karl Regensburger hat das Festival gemeinsam mit dem brasilianischen Tänzer und Choreografen Ismael Ivo gegründet. Als dieser im April 2021 an Corona starb, verlor Regensburger nicht nur einen Freund, sondern auch einen Mitstreiter, der mit ihm gemeinsam Impulstanz zum größten zeitgenössischen Tanz- und Performance-Festival hat wachsen lassen.

Dabei hätte aus ihm trotz einer durchwachsenen Schulkarriere – „Ich war ein Rabauke“, sagte Regensburger einmal zur „Presse“ – auch ein sehr guter Banker werden können. Zunächst aber flog er in Wien von der Schule. Also wechselte Regensburger nach Laa an der Thaya. Zweieinhalb Jahre lang ging er dort zur Schule, nahe dem Eisernen Vorhang zur damaligen  ČSSR. Und wusste bald auch dort, wie man sich vor Schularbeiten drückt. „Man ist zur Thaya gefahren, über die Grenze gegangen, dann wurde man verhaftet – und erst am nächsten Tag abgeholt.“ Nach der Matura nahm er das BWL-Studium dann aber doch ernster und hatte bald ein hochkarätiges Vorstellungsgespräch. Um neun Uhr früh. „Da wusste ich schon, das ist nicht mein Traumjob.“

Er gründete 1984 die Tanzwochen Wien

Anfang der 1980er-Jahre heuerte er bei einem großen Tanzstudio in Wien an, wo er Ismael Ivo als Gastlehrer engagierte. Mit ihm gründete er 1984 die Internationalen Tanzwochen Wien, die anfangs aus zwanzig Workshops bestanden, die im Sportzentrum der Universität auf der Schmelz stattfanden. 1988 kamen Performances dazu – und das Impulstanz-Festival erhielt seinen Namen. George Tabori stellte sein Theater Der Kreis zur Verfügung, das im Sommer leer stand. Seither ist das Festival stetig gewachsen und macht Wien jeden Sommer zur Welthauptstadt des Tanzes.

Regensburger ist ein Zahlenmensch mit Herz. Er liebt sein Festival und ist von der Idee beseelt, dass Tanz und Performance zu einem besseren gegenseitigen Verstehen der Menschen beitragen können.

Mit freundlicher Beharrlichkeit

Regensburger ist den Künstlerinnen und Künstlern mit seinem Festival ein verlässlicher und fairer Partner, der viele über Jahre einlädt und unterstützt. Dabei kämpft er unablässig um ausreichend Budgets und Förderungen. Nicht, um es sich selbst in seiner Position bequem zu machen, sondern um der Sache willen, für die er sich sein ganzes Berufsleben lang eingesetzt hat.

Mehr als einmal wurde es für Impulstanz finanziell eng. Aber Regensburger hat es mit seiner stillen, stets freundlichen Beharrlichkeit immer wieder geschafft, Geld aufzutreiben. Der „Presse“ erzählte er einmal, wie er beim damaligen Bürgermeister Helmut Zilk vorstellig wurde: „Da ist mir ein bisserl die Muffen gegangen.“ Das Büro sei „so groß wie ein Tennisplatz“ gewesen. „Er saß ganz hinten und hat die ganze Zeit, während ich gesprochen habe, telefoniert.“ Am Ende habe Zilk den Ordner zugeklappt und ein Post-it mit „Fördern!“ draufgeklebt. „Das war unsere Rettung.“ (i.w.)

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