Quergeschrieben

Wenn wir so weitermachen, will keiner mehr in die Politik gehen

Die akribische Suche nach Fehlleistungen in den Biografien von Ministern und ­Parteichefs wird die Qualität des politischen Personals eher nicht verbessern. 

Stefan Weber, Plagiatsjäger von Beruf, hat der „Presse“ ein interessantes Interview gegeben. Wer wissen möchte, wie es in dieser seltsamen Profession zugeht, erfährt da einiges: „In letzter Zeit schreiben mir vermehrt Leute, ich solle ihre Arbeiten prüfen, da sie ein politisches Amt anstreben und nicht erpressbar sein wollen“, berichtet Weber. Gelegentlich seien auch Abgeordnete des Nationalrats unter den Kunden. „Die sind wahnsinnig erleichtert, wenn ich schreibe, es gibt nur drei Zitierfehler.“ In einem anderen Fall soll die Sache weniger glimpflich ausgegangen sein. Ein Wiener ÖVP-Mitglied habe seine politischen Ambitionen begraben, nachdem er, Weber, in der Masterarbeit mehrere Plagiate entdeckt hatte.

Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

>>> Mehr aus der Rubrik „Quergeschrieben“

Kann natürlich sein, dass der Mann bei den Schmonzetten aus seinem Arbeitsalltag etwas zu dick aufträgt. Einen Sympathiepreis wird Stefan Weber in diesem Leben nicht mehr gewinnen. Also muss er auf die harte Tour um Aufmerksamkeit heischen. Aber dass seine Nachforschungen Folgen haben, lässt sich nicht leugnen. Die Liste der prominenten Opfer – vorwiegend handelt es sich um Politiker – ist schon recht lang. Beileibe nicht immer steht am Schluss die Aberkennung des akademischen Titels, aber etwas ramponiert bleibt fast jeder zurück, der vom gnadenlosen Herrn Weber in die Mangel genommen wurde. Dafür sorgen die Medien und die jeweils anderen Parteien.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.