Kulturerbe

Monika Faber: Wissen und Witz der historischen Fotografie

Quirliger Forschungsdrang: Monika Faber.
Quirliger Forschungsdrang: Monika Faber.Privat
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Monika Faber ist die Fotografie-Expertin Österreichs. In ihrem Photoinstitut Bonartes findet Forschung, aber auch das Beste an Fotoausstellungen statt.

Kennen Sie Emil Wrbata? So hieß Wiens erster Polizeifotograf. Um 1900 richtete er das erste Studio ein, um Verbrecher nach bewährter Methode zu porträtieren. Bevor sie . . . Sie wissen schon. Ein furchtloser Typ war dieser Wrbata, als erster hierzulande kannte er auch keine Angst vor explodierendem Magnesium unter seinen Händen, der Urform des Blitzlichts.

Wir würden Emil Wrbata und so viele andere Namen und großartige Anekdoten rund um die Fotogeschichte heute nicht kennen, hier nicht erwähnen können, gäbe es Monika Faber nicht. Keine im Lande erzählt pointierter, amüsanter und dennoch ungemein wissend über diese Technik.

Noch ein Beispiel? Warum nur sahen die Menschen, die sich von der legendären Madame d‘Ora fotografieren ließen, derart gut aus? Ging man zu ihr ins Studio, erzählt Faber, wurde man dort nicht nur vom Charme der kleinen, hässlichen Fotografin umfangen, sondern auch von einer Atmosphäre, eigens zum Wohlfühlen eingerichtet. Da habe keiner mehr eine Schönheitsoperation gebraucht, um zehn Jahre jünger auszusehen. Ein paar Retuschen noch und der Fisch schien zumindest geputzt.

Faber ist eine große Kämpferin für das internationale Ansehen der d‘Ora, sie kuratierte 2018 die Retrospektive im Leopold Museum, aber auch in der Neuen Galerie New York. Es ist ja interessant: Obwohl die Fotografie unseren Alltag beherrscht wie nie, ist sie immer noch das Stiefkind des heimischen Ausstellungsbetriebs. Und war es immer. Monika Faber kann davon ein Lied, man könnte sagen, eine Ballade singen. Dass diese keine bittere ist, hat sie ihrem unglaublich quirligem Wissenschaftsdurst und dem Mäzenatentum einer deutsch-schweizerischen Familie zu verdanken.

2011 kündigte Faber an, die Albertina zu verlassen. Dort hatte sie seit 1999 viele Jahre die Fotosammlung aufgebaut und betreut, hat wesentliche Ausstellungen etwa zu Heinrich Kühn gezeigt. Leicht gemacht war ihr das nicht worden, wie sie durchscheinen ließ: „Die historische Fotografie ist kein Feld, das in Österreich bei öffentlichen Stellen große Leidenschaft weckt.“

Mit den ihr vorgesetzten Museumsdirektoren hatte es die 1954 in Wien geborene Kunsthistorikerin nie sonderlich leicht. Auch im Mumok, wo sie 20 Jahre legendäre Ausstellungen wie die von Valie Export im 20er-Haus betreute, wurde sie vor allem zuletzt klein gehalten. 1999 gelang dann der Absprung in die Albertina, die Klaus Albrecht Schröder neu aufstellt. Und 2011? Der Schritt in die Eigenständigkeit.

Staunend standen die Journalisten damals in dem kleinen, aber sehr feinen Ausstellungsraum der privaten Bonartes Stiftung in der Wiener Innenstadt, der Seilerstätte. Auch Faber schien ein wenig zu staunen, das alles sei „ein unglaublicher Glücksfall“, sagte sie bei der Eröffnung. Heute ist das Photoinstitut Bonartes der Ort, mit dem man rechnen durfte, wenn Faber ihn macht: Es gibt hier die spannendsten, unglaublichsten, teils auch skurrilsten Foto-Ausstellungen Österreichs. Derzeit zu Anita Berber: „Tänze des Lasters, des Grauens und der Ekstase.“ (alm)

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