Restitution

New York: Museen restituieren freiwillig Schiele-Werke an Grünbaum-Erben

Drei beschlagnahmte Schiele-Blätter aus US-Museen: Die Bezirksstaatsanwaltschaft von Manhattan ermittelt, sie hat eine eigene auf Raubkunst spezialisierte Einheit.
Drei beschlagnahmte Schiele-Blätter aus US-Museen: Die Bezirksstaatsanwaltschaft von Manhattan ermittelt, sie hat eine eigene auf Raubkunst spezialisierte Einheit. CHRIS DELMAS/AFP
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Der Fall gilt als einer der komplexesten der Restitionsgeschichte: Die Sammlung des 1941 im KZ Dachau ermordeten Kabarettisten Fritz Grünbaum. Seit 20 Jahren fordern die Erben eine Rückgabe. 2010 wie 2015 sprach der österreichische Rückgabebeirat allerdings für zehn dieser Werke Egon Schieles, die sich in Albertina und Leopold Museum befinden, keine Empfehlung zur Restitution aus. Die Werke sind bis heute im Besitz der Museen.

Gleichzeit strengten die Grünbaum-Erben aber auch in den USA Klagen an. Voriges Jahr erfolgreich: Der in London situierte Kunsthändler Richard Nagy wurde zur Herausgabe zweier Schiele-Bilder an die rechtmäßigen Erben sowie zur Bezahlung von Schadenersatz und Zinsen verpflichtet; er hatte die Werke auf einer Messe angeboten. Kurz darauf wurde in New York eine weitere Klage der Erben eingebracht, in der sie weitere Rückgaben von Schiele-Werken forderten, darunter auch zehn von Österreich, darunter zwei Blätter aus der Albertina sowie das Gemälde „Tote Stadt III“ und sieben Blätter aus der Leopold Museums Privatstiftung. Drei Zeichnungen wurden daraufhin in Museen in Chicago, Pittsburgh und Ohio beschlagnahmt.

Gestern, Mittwoch, kam es in New York zu einem Knalleffekt in dieser Causa, einer symbolträchtigen Zeremonie, wie die New York Times berichtet: Sieben Schiele-Arbeiten wurden im Büro des Bezirksstaatsanwalts von Manhattan freiwillig, wie es heißt, von mehreren Museen und Privatsammlern den Grünbaum-Erben übergeben. Vom Museum of Modern Art, der Morgan Library, dem Santa Barbara Museum of Art sowie Ronald S. Lauder und dem Nachlass von Serge Sabarsky. Letzterer hat ein weiteres Schiele-Werk bereits zuvor retourniert. Lauder betont in einem Statement, dass es ihm eine Ehre sei, die Erben bei ihren Bemühungen, das Erbe Fritz Grünbaums zurückzugewinnen, zu unterstützen.

Mindestens sechs der Zeichnungen sollen laut „New York Times“ dieses Jahr noch bei Christie‘s in New York versteigert werden. Die Erträge, so Erbe Reif, werden in eine neue Grünbaum-Stiftung fließen, die junge Musiker unterstützen soll. (red.)

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