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Lucas Englander: Ein Wiener Weltbürger im großen Filmgeschäft

Lucas Englander bei einem Stop in Wien.
Lucas Englander bei einem Stop in Wien. C. Fabry
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Schauspieler Lucas Englander spielt für Netflix und Kino, in England, Frankreich und den USA.

Lucas Englander hat gerade eine britische Serie in Budapest fertig gedreht. Aber wegen des Streiks in Hollywood darf er dazu nichts sagen: Um die Streikenden zu unterstützen, geben auch jene Projekte, die gedreht werden können, vorerst keine Informationen heraus, erklärt er: „Um nicht von dem Vakuum zu profitieren“. Als nächstes wartet ein amerikanischer Film, danach eine der Hauptrollen in einer amerikanischen Serie.

Ergeben haben sich die Angebote nach Lucas Englanders jüngstem Erfolg in „Transatlantic“. Die Netflix-Serie erzählt von einer bunten Truppe, die im Marseille des Jahres 1940 versucht, jüdische Künstler und Intellektuelle von Hannah Arendt bis Marc Chagall vor den Nazis in Sicherheit zu bringen. Eine Aufgabe, mit der er sich sehr identifizieren konnte. „Das konstante Herumreisen, das Tun, als wäre man jemand anderes, das Kämpfen für etwas, an das man glaubt.“

So tun, als wäre man jemand anderes, das, sagt Lucas Englander, habe er schon früh gelernt, und in diesem Fall ist das zunächst nicht positiv gemeint. Als Jugendlicher in Wien war er in einer Clique, die sich über Hugo Boss-Jeans und La Martina-Hemden definierte, „eine komische Mischung aus einem eher unkultivierten Wunsch nach Brit Punk, als reiche Schnösel verkleidet, wo es um Alkohol und Drogen ging und die verherrlichte Objektifizierung von Frauen. Es fehlte uns an Mut zur Liebe und Mut zum Versagen. Zumindest waren wir aber so verkleidet nicht allein.“

Gleichzeitig hatte er eigentlich Jus studieren und Diplomat werden wollen. Ein Jugendtraum, sagt er, der sicher auf seiner Familiengeschichte basierte, und auf einem Wunsch nach Gerechtigkeit. Auf die Idee mit der Schauspielerei kam er just im Musikunterricht im Gymnasium, in einer Improvisation zum Thema Drogenkonsum. In jener Improvisation, erzählt er, „durfte ich zum ersten Mal ,Hilfe‘ sagen und wurde dabei gehört: Hilfe, das, was ich tue, das bin ich nicht, schaut mich wirklich an. Ich hatte das Gefühl, dass man im Schauspiel echt sein darf.“

Seither hat er in vielerlei Hinsicht eine weite Reise hinter sich. Er hat in New York, Berlin und London gelebt, hat an der Seite von Antonio Banderas in der Mini-Serie „Genius: Picasso“ den Galeristen Daniel-Henry Kahnweiler gespielt; neben Helen Mirren in „Catherine the Great“ einen russischen Leutnant, einen spleenigen deutschen Assistenten in der EU-Serie „Parlament“. In Frankreich kam er mit „Les apparences“ in die Vorauswahl der besten Nachwuchsdarsteller bei den Césars. „Rosalie“, auch das mit Benjamin Biolay, hatte heuer in Cannes Premiere. Er selbst lebt derzeit großteils in Paris: „Paris und ich akzeptieren einander in unserem Nicht-Perfektsein. Das öffnet viel in mir.“

Auf seinem Weg hat Lucas Englander viel losgelassen, sich selbstkritisch von patriarchalen Rollenbildern verabschiedet. Und je freier er wurde, desto größer wurde sein Erfolg. Nächstes Jahr spielt er auch in einem österreichischen Film. Er wolle sich wieder mehr hier verankern, anstatt immer nur als Besucher da zu sein, sagt er. „Halt echt ich und echt Wien.“

Zur Serienpremiere auf Heimatbesuch bei der Familie: Lucas Englander im Café Alt Wien.
Zur Serienpremiere auf Heimatbesuch bei der Familie: Lucas Englander im Café Alt Wien. Die Presse/Clemens Fabry

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