Europa League

Trotz 1:3-Niederlage: Linzer Volksfest gegen Liverpool

Jubel beim Lask, nach dem 1:0 durch Florian Flecker.
Jubel beim Lask, nach dem 1:0 durch Florian Flecker.GEPA pictures / Manuel Binder
  • Drucken

Der Start der Linzer Athletiker in die Europa League bewegte, das 1:3 gegen Liverpool entfachte ungeahnte Emotionen und lockte die Massen auf die Gugl. Jürgen Klopp rechnete mit dem Rasenzustand hart ab: „Dieser Platz ist für mich eine Wiese!“

Gemma Klopp schauen! Verkehrsstau, extreme Hotelpreise, Menschenmassen auf der Ziegeleistraße hinauf zur Gugl und „You’ll never walk alone“-Choräle: ist der FC Liverpool zu Gast, herrscht vermutlich weltweit das gleiche Bild rund um ein Fußballstadion. Also auch in Linz, wo der Lask den englischen Topklub zum Auftakt der Europa League empfing. Was passiert ist, dass die „Reds“, immerhin 19 Mal Meister und gespickt mit Millionenstars, in dieser Liga gelandet sind und gegen die „Athletiker“ spielen mussten? Eine miserable Premier-League-Saison, ein Höhenflug des Lask (als Dritter profitierte man von Sturms Cupsieg) und Losglück für Oberösterreich. Das neue Stadion war restlos ausverkauft, obwohl Lask die teuersten Dreier-Abos - in ganz Europa - angeboten hat für 425 Euro.

Die „Reds“, in ungewohntem Dress: die Violetten aus Liverpool siegten.
Die „Reds“, in ungewohntem Dress: die Violetten aus Liverpool siegten.GEPA pictures / Manuel Binder

Sechs Saisonen in Folge war Liverpool in der Champions League unterwegs und der erste Auftritt seit Finalniederlage gegen Sevilla 2016 nahm auch keinen guten Anfang. Manager Jürgen Klopp hatte nicht die A-Garnitur aufgeboten, Mo Salah, Alisson oder Jota saßen zum Start noch auf der Bank, und trotz Größen wie Van Dijk, Nunez oder Diaz spielten die Schwarz-Weißen den in ungewohnt violetten Dressen einher trabenden Liverpoolern hart mit.

Linzer Klangwolken

Das 1:0 durch Florian Flecker (14.) nach einem Eckball mutete schier traumhaft an, war in Wahrheit aber erschreckend schwach verteidigt. Die Stille im „Reds“-Sektor war stellvertretend für das Spiel der ihren: karg, von Leerläufen und Fehlversuchen geprägt; Lask und seinen Anhängern war das gleich.

Mo Salah traf zum 1:3.
Mo Salah traf zum 1:3.Reuters / Leonhard Foeger

Der Eindruck mag täuschen, doch oft wirkte es so, als hätte der Premier-League-Klub diesen Auftritt doch nicht mit ganz vollem Ernst begonnen. Weder beim Abschlusstraining (in Liverpool), lockerem Plausch im Quartier von Leonfelden noch beim Spiel in Linz. Und saß einmal ein Kopfball, wie von Darwin Nunez (36.), war Keeper Lawal mit traumhaften Paraden zur Stelle.

Vergessen waren da all die Diskussionen um Lask-Veteran Michorl, der aus dem Kader gestrichen worden war und in dieser Saison vermutlich nicht im Europacup, wenn überhaupt, noch spielen wird. Die Fans sangen, Trainer Thomas Sageder lief auf und ab, Klopp staunte; und schwieg. Würde der Außenseiter dem Giganten ein Bein stellen? Als zweiter Bundesliga-Klub nach dem GAK (2004, Tor Tokic) eine Niederlage zufügen? Die Uhr tickte, bis zur Halbzeit gelang den „Violetten“ eigentlich enttäuschend wenig bis gar nichts.

Liverpools Kälte mit Doppelschlag

Wer dachte, Klopp würde ob der drohenden Blamage zu Wiederbeginn alles umkrempeln und Salah (erst ab 74.) bringen, damit sein Spiel Idee wie Würze erhält, irrte gewaltig. Ohne „King Mo“ sind die „Reds“ ähnlich verloren wie das ÖFB-Team ohne David Alaba. Ohne Leitfigur ist also auch Kultmarken und Millionenklubs bloß ernüchternd harmlos. Dennoch genügte ein „Gestocher“ im Strafraum, VAR geprüft: Ziereis fällte Diaz, es gab Elfmeter. Nunez sorgte für den Ausgleich, 1:1 (56.).

Jürgen Klopp konnte durchatmen
Jürgen Klopp konnte durchatmenGEPA pictures / Manuel Binder

Dem Spiel tat der Ausgleich mehr als nur gut, sofort waren wieder Tempo, Elan – und Lautstärke aus dem „Reds“-Sektor da. Als Ljubicic (60.) allein vor dem Torhüter stehend nur diesen traf, gab es noch Hoffnung und einen Aufschrei. Im Gegenzug war die Bescherung perfekt: Liverpools Diaz vollendete einen Konter zum 2:1 (63.). Die Linzer Abwehr war einfach nicht mehr mitgekommen. Das 1:3 durch Salah (88.) war nur noch kosmetischer Natur.

Die Sensation blieb aus, trotz eines beachtlichen Auftrittes vor ausverkauftem Haus mit 17.117 Zuschauern. Eines ist dem Lask nebst weiteren Partien gegen Toulouse und St. Gilloise (1:1) sicher: Pyrotechnik und überlastetes Wlan im Mediensektor rufen für gewöhnlich immer umgehend die Kassiere der Uefa auf den Plan.

Und was sagte Liverpool-Coach Jürgen Klopp zum Lask, dem Schmuckstück (Stadion) in Linz? „Das Stadion ist ein Traum, wirklich toll. Aber der Rasen, verstehen Sie mich, das grüne Ding in der Mitte! Das ist für mich eine Wiese. Ich bin froh, dass wir jetzt hier gespielt haben und nicht erst im Dezember.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.