Die kommende Woche beginnende Herbstlohnrunde wird teuer, hart und für manche sehr bitter. Innovative Lösungen sind nicht in Sicht.
Karl Kraus hat ja vor knapp 90 Jahren geschrieben, dass es in der Natur der Menschen liege, „durch Erfahrung dümmer und erst durch deren Wiederholung klüger zu werden“. Jetzt bleibt nur die Frage, wie oft sich Dinge wiederholen müssen, bis hierzulande ein gewisser Lerneffekt eintritt. Mit Bangen blickt man auf die nächste Woche beginnende Herbstlohnrunde, und man kommt nicht umhin, vorab zu resignieren. Die Erfahrung des vergangenen Jahres hat uns gezeigt, dass hohe Lohnabschlüsse gepaart mit üppigen Regierungsgeschenken à la Gießkanne dazu führen, dass sich die Inflation in Österreich so richtig austobt. Die hohen Energiepreise sind spätestens seit Sommer nicht mehr dafür verantwortlich, dass die Teuerung im europäischen Vergleich hoch bleibt. Es sind die sogenannten Zweitrundeneffekte, die nun die Preise beflügeln. Dienstleistungen, Güter und Lebensmittel bleiben teuer. Die sogenannte Kerninflation war im Juli höher als im Oktober 2022, als die gesamte Inflation noch bei elf Prozent lag.
Es wird aber alles nichts nützen. Ökonomen können noch so oft davor warnen, dass ein neuerlicher hoher Lohnabschluss die internationale Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Unternehmen gefährdet. Die Regierung kann noch so viele Milliarden Euro in Mietdeckel, Stromdeckel und sonst noch was pumpen, die Gewerkschaft wird von ihrer Benya-Formel nicht abrücken. Die Arbeitgeber werden das Dilemma nicht los, dass sie in Zeiten des Arbeitskräftemangels neuen Mitarbeitern den roten Teppich ausrollen müssen, gleichzeitig aber beim Stammpersonal Lohnzurückhaltung fordern.