In München ist es die „fünfte Jahreszeit“, und auch hierzulande gibt es zunehmend mehr Feste um Bier und Wein.
Alkoholkonsum

Wiesn, Wein, Bierfeste: Der große Rausch als sozialer Kitt?

Es wird September und Oktober, und alles trinkt: Wiesn, Weinwandern, Brausilvester, Kellergassenfeste. Aber haben die Feste noch den einenden Charakter? Wird wirklich immer weniger getrunken? Und was bedeutet das?

Österreich ist ein Land der Trinker. Ein Glaserl, ein Seiderl, ein Schnapserl: Von Silvester durch den Fasching in die Schanigarten- und Sommerfestsaison und bevor es Winter wird und die Glühweinstände aufmachen, ist an den letzten warmen Tagen ein Fest nach dem andern. Getrunken wird das ganze Jahr, aber nie wird Wein und Bier selbst so gefeiert wie im Spätsommer und Frühherbst.

Auf der Wiesn trinkt man auch in Wien bis zum Exzess, Oktoberfeste gibt es landauf, landab, und Weinfeste haben es längst in Gegenden ohne Weinbau geschafft. Diese Feste haben Tradition. Es ist die Saison des Erntedanks, der Weinlese, der großen Volksfeste, der Herbstkirtage nach einer arbeitsreichen Ernte, die Zeit, in der die Brausaison nach dem „Brausilvester“ einst nach der Sommerpause wieder begonnen hat. Heute ist der 30. September auch als Tag des Bieres Anlass für Events.

Herbst als wichtiger Absatzmarkt für Bier

Diese Feste sind mehr geworden, das sagt auch Josef Glatt. Er ist Winzer, Direktor des österreichischen Weinbauverbandes, und er beobachtet, wie etwa Weinfeste in Ballungszentren mehr werden, seit Tourismus- und Weinverbände mehr auf Regionenwerbung setzen und den Weinherbst vermarkten, auch mit Festen. „Das wird sehr gut angenommen“, sagt Glatt.

Bürgermeister Michael Ludwig (re.) und Ex-Skirennläufer Hans Knauß beim Bieranstich zur Eröffnung der Kaiserwiesn. Wiens Antwort auf das Münchner Oktoberfest läuft bis 8. Oktober.
Bürgermeister Michael Ludwig (re.) und Ex-Skirennläufer Hans Knauß beim Bieranstich zur Eröffnung der Kaiserwiesn. Wiens Antwort auf das Münchner Oktoberfest läuft bis 8. Oktober. Imago / Isabelle Ouvrard

Auch die Bierevents werden mehr. „Diese Bierfeste sind ein Boom wie Fußballspiele. Man sieht da deutlich, der Absatz geht hinauf. Für den Absatz sind diese Events im Herbst wichtig“, sagt Gabriela Maria Straka von der Brauunion, der mit einem Anteil von 50 Prozent am heimischen Bierausstoß führenden Brauereigruppe.

Dabei wird weniger getrunken. Der Konsum geht seit Jahrzehnten zurück, zumindest bei den Männern, bei den Frauen scheint das Plateau noch nicht so lang erreicht. „Zahlreiche Quellen bestätigen, der Pro-Kopf-Konsum sinkt. Auch der problemhafte Konsum wird leicht weniger, die Trendwende war in den 1970er-Jahren“, sagt Julian Strizek vom Kompetenzzentrum Sucht der Gesundheit Österreich.

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