Mein Montag

Essen ist meine Lieblingsspeise

Gebackene Mäuse sind out.
Gebackene Mäuse sind out.Erich Kocina
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Schockierend: In gebackenen Mäusen sind gar keine Mäuse. Zugegeben, das ist nicht der Dotter.

Obstknödel ohne Obst polarisieren. Geht ja nicht, dass in einer Speise etwas nicht drin ist, obwohl es im Namen steht. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie groß einst die kindliche Enttäuschung war, als offenbar wurde, dass in gebackenen Mäusen gar keine echten Mäuse drin sind. Und auch die Fledermaus in der Altwiener Küche hing vorher nicht kopfüber von der Decke, sondern wurde aus einem Rind oder Schwein geschnitten. Gut, die Kalauer mit Jägerschnitzel, Kinder-Kebab und Hotdog sparen wir uns jetzt. Aber auch im Vanillerostbraten ist Vanille nicht einmal in Spurenelementen enthalten – dafür halt Knoblauch, der einst als Vanille des armen Mannes galt.

Apropos, natürlich sind Vanilleeis oder Vanillepudding gelb, doch ganz so gottgegeben ist das nicht. Schließlich sind Vanilleschoten an sich schwarz – und die gelbliche Färbung von Vanilleprodukten kommt von zugesetzten Lebensmittelfarben, etwa Carotin, aber auch von Hühnerei, das oft zugegeben wird. Womit wir bei einem weiteren interessanten Phänomen sind – nämlich bei einer Redewendung, die vom alltäglichen Sprachgebrauch recht weit entfernt ist. Oder sagen Sie, wenn etwas nicht so toll ist „das ist nicht der Dotter“? Sie werden wohl eher das Gelbe vom Ei bemühen, das außerhalb dieser Redensart kaum vorkommt.

Das Metaphorische ist ja etwas Schönes. Nur muss man manchen Schabernack halt durchschauen. Eine schöne Geschichte dazu hat Friedrich Torberg einst geschildert, der in einem Text schrieb: „Essen war seine Lieblingsspeise.“ Ein übereifriger Korrektor oder Setzer machte daraus allerdings „Essen war seine Lieblingsbeschäftigung“. „Ich will ja nicht behaupten, dass sie sich durch besondere Qualität auszeichnete“, schrieb der Autor später über die gemordete Pointe, „aber sie scheint mir doch um eine Kleinigkeit witziger als die korrigierte Fassung.“

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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