Trinkverhalten

Genuss oder Sucht: Trinke ich zu viel Alkohol?

Auf Volksfesten wird oft zu viel getrunken. Ab welchen Mengen im Alltag wird Alkohol zur Sucht?
Auf Volksfesten wird oft zu viel getrunken. Ab welchen Mengen im Alltag wird Alkohol zur Sucht? Imago / Wolfgang Maria Weber
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Österreich ist ein Hochkonsumland, Alkohol gehört zum sozialen Leben und bei vielen zum Alltag, zum Entspannen nach langen Tagen, zum Genuss. Aber wann ist es zu viel? Wann reicht es, sich zu mäßigen, den Konsum zu hinterfragen, und wann braucht man professionelle Hilfe?

Ein gutes Glas ist eine Freude, Alkohol kann euphorisieren, die Stimmung heben, ein kleiner Schwips etwas ganz Schönes sein. Aber was schadet dem Körper, was der Psyche, wann droht Sucht?

Wie viel Alkohol ist okay?

Wie viel „risikoarm“ ist, das legt die Weltgesundheitsorganisation WHO so fest: Frauen sollten maximal 12 Gramm Alkohol pro Tag trinken, etwa ein kleines Bier, ein Achtel Wein, ein Glas Sekt oder einen doppelten Schnaps. Bei Männern liegt das Limit bei 24 Gramm, dem Doppelten. Zwei Tage pro Woche sollten alkoholfrei sein. „Risikoarm“ bedeutet nicht gesund oder risikolos, es heißt: Die Wahrscheinlichkeit für eine alkoholbedingte Krankheit ist geringer.

Bin ich süchtig?

„Im Einzelfall zeigen andere Faktoren ein Problem“, so Wolfgang Preinsperger, ärztlicher Leiter des Anton-Proksch-Instituts. Steigern sich Trinkmenge und Häufigkeit? Bewege ich mich Richtung täglicher Konsum? Ist es nicht mehr so einfach, Trinkpausen einzuhalten?

Gelingt bewusste Reduktion nicht mehr und stellt sich Verlangen ein, sind das Anzeichen eines Problems. „Wenn ich das nicht selbstständig ändern kann, sollte man sich Hilfe suchen“, so der Psychiater. In Form von Beratung, etwa um Methoden der Konsumkontrolle zu lernen . Hat sich eine Abhängigkeit mit Kontrollverlust, starkem Verlangen oder Entzugssymptomen entwickelt, ist stationäre Behandlung hilfreich.

Welcher Konsum tut gut?

Alkohol entspannt, beruhigt, wirkt angstlösend, enthemmend – wäre das nicht so angenehm, Alkohol wäre nicht so beliebt. „Kurzfristig und im Moment wirkt Alkohol wie ein Antidepressivum“, sagt Preinsperger. Generell aber gilt Alkohol als starker Auslöser von Depressionen.

„Á la longue macht Alkohol mehr Probleme als dass er Erleichterung schafft.“ Trinkt man in geringen Mengen, auch täglich, sofern es wirklich nur ein Glas ist (was es meistens nicht bleibt) und so, dass Genuss im Vordergrund steht, nicht die Wirkung, „ist das kein Malheur“. Auch, ab und zu auf Wirkung zu trinken hält Preinsperger für undramatisch (á la „jetzt brauche ich einen Schnaps“ in Ausnahmesituationen), sofern das nur vielleicht ein paar Mal im Jahr ist. Trinkt man häufig um sich zu entspannen, deutet das auf ein Problem hin.

Wie viel Alkohol schadet?

Alkohol ist ein Nervengift, auch geringe Mengen schaden. Regelmäßiger Konsum erhöht das Krebsrisiko, kommt Rauchen dazu, potenziert es sich. Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht Alkoholkonsum vor allem das Schlaganfallrisiko. Mit Arzneimitteln gibt es zahlreiche gefährliche Interaktionen.

»Trinkt man nicht zum Genuss, sondern um eine Wirkung zu erzielen, weist das auf ein Problem hin. «

Wolfgang Preinsperger

Psychiater, ärztlicher Direktor Anton Proksch Institut

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