Interview

Bosnien: „Dodik kann Ärger machen, wenn Moskau das wünscht“

„Alle Optionen liegen auf dem Tisch.“ Der Hohe Repräsentant in Bosnien, Christian Schmidt.
„Alle Optionen liegen auf dem Tisch.“ Der Hohe Repräsentant in Bosnien, Christian Schmidt.Imago/Armin Durgut/Pixsell
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Der internationale Hohe Repräsentant, Christian Schmidt, verwarnt den Chef der bosnischen Serben, Milorad Dodik, und wirft ihm vor, eine Autokratie anzustreben. Und er kritisiert: Blockieren sei in Bosnien „Paradedisziplin“.

Die Presse: Der starke Mann bei den bosnischen Serben, Milorad Dodik, hat damit gedroht, Sie hinauszuwerfen – und Sie nicht mehr in die von ihm kontrollierte Republika Srpska, den zweiten Landesteil Bosnien und Herzegowinas, einreisen zu lassen. Wie können Sie so ihr Amt ausüben?

Christian Schmidt: Indem man stur bleibt und bei seinen Aufgaben und seinem Mandat bleibt. Ich buche einen Teil der Verhaltensweisen von Herrn Dodik als balkanesische Rhetorik ab. Dann bleibt immer noch ein Teil, der einen ernsten Hintergrund hat. Ich habe mit meinen jüngsten Besuchen in der Republika Srpska gezeigt, dass ich dorthin gehe, wohin ich es für richtig halte. Dodik muss klar sein, dass er sich mit seinem Verhalten in ein Abseits begibt. Von all den Wortschwällen, die vor zwei, drei Wochen von ihm gekommen sind, ist nicht so viel übrig geblieben. Es bleibt aber eine ganz klare Kampfansage an den Dayton-Friedensvertrag, und das steht niemandem zu.

Was werden Sie dagegen unternehmen?

Eigentlich müsste man Dodik vor sich selbst schützen. Jeder, der Dayton infrage stellt, wird klare Antworten erhalten. Was ich dabei im Werkzeugkasten habe, darauf will ich jetzt im Einzelnen nicht eingehen. Aber ich wiederhole, was ich bereits gesagt habe: Alle Optionen liegen auf dem Tisch. Alles, was der Dayton-Vertrag und die Bonn Powers (Anm.: umfangreiche Vollmachten des Hohen Repräsentanten, vom Erlassen von Gesetzen bis hin zum Rauswurf von Politikern) hergeben.

Ein Gericht in Bosnien und Herzegowina hat eine Anklage gegen Dodik wegen Amtsmissbrauchs bestätigt. Weil er sich weigert, Ihre Entscheidungen künftig weiter im Amtsblatt der Republika Srpska zu veröffentlichen. Läuft das nicht auf eine Zuspitzung der Lage hinaus?

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