Humanitäres Engagement

Für Menschenrechte laut sein – und gehört werden

Shoura Zehetner-Hashemi
Shoura Zehetner-HashemiJana Madzigon
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Amnesty-International-Chefin Shoura Zehetner-Hashemi will andere empowern, für ihre Rechte einzustehen, damit niemand Bittsteller sein muss.

Es zieht sich wie ein roter Faden durch Shoura Zehetner-Hashemis Leben: Das Streben nach Gerechtigkeit und für Menschenrechte. Als Kind politisch verfolgter Eltern aus dem Iran nach Österreich geflüchtet, das Jusstudium und der Eintritt in den diplomatischen Dienst und schließlich ihr öffentliches Engagement für die iranische Frauen- und Demokratiebewegung. Seit Kurzem ist Zehetner-Hashemi neue Geschäftsführerin der Menschenrechtsorganisation Amnesty International Österreich.

Zehetner-Hashemi sieht sich nicht als Einzelkämpferin. „Mein Zugang ist es, andere zu empowern. Wenn man zusammenarbeitet und Werkzeuge gut nutzt, kann man zivilgesellschaftlich unglaublich viel erreichen.“ Eines dieser Werkzeuge ist das Internet, durch das sie selbst zur Aktivistin geworden ist.

Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass mit dem Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini die jüngste Demokratie- und Frauenbewegung im Iran begann. Es war auch der Beginn eines neuen Kapitels für Zehetner-Hashemi. Bereits auf Twitter aktiv, begann sie die zahlreichen in sozialen Medien herumschwirrenden Informationen und Videos aus dem Iran zu sammeln und zu teilen. „Mein Anspruch war weniger, Iraner zu informieren, sondern für interessierte Österreicherinnen zu erklären und einzuordnen. Ich war erstaunt, auf wie viel Interesse ich stieß.“ Gleichzeitig, sagt sie, habe sie mit ihrem Engagement ihre eigene Fluchtgeschichte aufgearbeitet. „Auch wenn ich wenig Erinnerungen daran habe, was im Iran passiert ist, hat mich berührt.“

Die neu entdeckten Talente wollte sie einsetzten. „Im diplomatischen Dienst werden keine Leute gebraucht, die Kampagnen machen und laut sind.“ In der Zivilgesellschaft schon eher. Laut sein und gehört werden, dass will Zehetner-Hashemi nun auch als Amnesty-Chefin. Denn Menschenrechte seien auch in Österreich etwas, wofür man ständig eintreten müsse, zumal Politiker zuletzt öffentlich darüber sinnierten, diese zu schmälern. „Das geht in eine gefährliche Richtung, da muss man dagegenhalten. Gerade der Krieg in der Ukraine hat uns gezeigt, wie schnell es gehen kann, dass man verfolgt wird und Schutz braucht.“

Asyl und Schutz insbesondere von geflüchteten unbegleiteten Minderjährigen und Pressefreiheit seien Baustellen in Österreich, aber auch auf soziale Menschenrechte wie ein Recht auf Wohnen oder Bildung will Amnesty International künftig ein besonderes Auge haben. „Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass sie diese Rechte haben und dass sie keine Bittsteller sein müssen.“

Auch für demokratische Rechte müsse immer wieder eingestanden werden. Wenn etwa für Klimaaktivisten hohe Strafen oder Präventivhaft gefordert würden, sei das „höchst problematisch“, sagt Zehetner-Hashemi. Dabei sei Anbetracht des Klimawandels das Recht auf eine gesunde, nachhaltige Umwelt besonders wichtig, bisher gebe es dafür in der Menschenrechtskonvention noch kein verbindliches Recht. Insofern könne man schon über Menschenrechte diskutieren, „aber um sie zu verbessern statt zu verwässern“.

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