Künstliche Intelligenz

Chat GPT ist nicht alleine am Markt - die Herausforderer bringen sich in Stellung

Imago / Andrew Parsons / Parsons Media
  • Drucken

Seit Monaten blickt die Welt auf OpenAI und das KI-Programm Chat GPT. Doch auch Google, Meta und selbst der größte KI-Kritiker dieser Tage, Elon Musk, positioniert sich im Kampf um die beste Künstliche Intelligenz.

Chat GPT markiert eine Zäsur. Das von OpenAI entwickelte Programm, mit dem in Sekundenschnelle große und kleine Fragen beantwortet werden, haben dem Feld der Künstlichen Intelligenz einen ordentlichen Schub verpasst. Binnen weniger Tage feierte das US-Unternehmen von Sam Altmann mehrere Millionen Nutzer, nach nur ein paar Wochen waren es 100 Millionen. Doch nicht nur Open AI arbeitet an Systemen mit Künstlicher Intelligenz. Microsoft und Google positionierten sich schnell im Rennen um das Milliardengeschäft. So manch einer ließ sich vom Hype nicht beeindrucken und wartete ab, ehe neues vorgestellt wurde, wie zuletzt Amazon. Das Riesengeschäft wird aber nicht nur in den USA gemacht. Ein Überblick.

Microsoft setzt alles auf Chat GPT

Chat GPT ist der Auslöser für den aktuellen KI-Hype. Entwickelt wurde das Programm von der Firma OpenAI, an der sich Microsoft für zehn Milliarden Dollar knapp die Hälfte der Anteile gesichert hat. Der Software-Konzern bindet diese Technologie unter anderem in seine Suchmaschine Bing ein, um die Dominanz von Google bei Internet-Suchen zu brechen und sich ein größeres Stück vom Kuchen der Einnahmen durch Online-Werbung abzuschneiden. Aber auch in seinen übrigen Produkten wie dem Betriebssystem „Windows“ oder der Bürosoftware „Office“ soll die KI „Copilot“ die Arbeit erleichtern.

Seit der Einführung von Chat GPT in Bing, kann Microsoft sich über zehn Prozent mehr Nutzer freuen. In Zahlen sind das knapp 100 Millionen Nutzer. Um damit Google, das ist das erklärte Ziel, den Rang abzulaufen, reicht das aber noch lange nicht.

Googles Bard soll schon bald abgelöst werden

Der drohenden Konkurrenz durch Chat GPT setzt Google Bard entgegen, das auf einer ähnlichen Technologie basiert. Bard legt allerdings im Februar 2023 einen Fehlstart hin, als die Software in einem Google-Werbevideo eine falsche Antwort auf eine Frage gibt. Daraufhin rutscht die Alphabet-Aktie ab und der Börsenwert des Konzerns schrumpft binnen eines Tages um 100 Milliarden Dollar. Wenige Wochen später kündigt Google einen KI-„Zauberstab“ für unterschiedliche Produkte wie Email oder Textverarbeitung an, der unter anderem automatisierte Zusammenfassungen möglich machen soll. Einem Medienbericht zufolge steht der leistungsfähigere Bard-Nachfolger „Gemini“ bereits in den Startlöchern.

Welche KI darf‘s sein?
Welche KI darf‘s sein? Imago / Andre M. Chang

An dem Erfolg könnte sich die Zukunft von Sundar Pichai entscheiden. Denn bislang sind die Anleger mit den KI-Erfolgen des Unternehmens nur wenig begeistert. Es ist ein Rennen um GPT 4 und GPT 5. Die Modelle sollen sich nochmal erheblich voneinander unterscheiden: Gemini besteht aus großangelegten Sprachmodellen, die von Chatbots bis zu Funktionen reichen, die Texte zusammenfassen oder gar originale Texte generieren, wie E-Mail-Entwürfe, Songtexte oder Nachrichtenartikel. Gemini soll - ähnlich wie Chat GPT bei Microsoft - als digitaler Assistent tief in bestehende Google-Produkte integriert werden.

Anthropic - eine KI, an der viele sich Anteile sichern

Google ist außerdem an Anthropic beteiligt, das von ehemaligen OpenAI-Beschäftigten gegründet wurde. Das KI-Startup bewirbt seinen ChatGPT-Rivalen als sicher. Die Software werde Nutzern keine Anleitungen zum Waffenbau liefern oder rassistisch geprägte Sprache nutzen. „Claude 2“ sei zudem darauf spezialisiert, besonders umfangreiche Befehle zu verarbeiten um beispielsweise Vertragstexte zusammenzufassen. Der Videokonferenz-Spezialist Zoom, der ebenfalls Anthropic-Anteile hält, will die KI in seine Programme einbauen. Zu den Investoren gehören außerdem Europas größtes Softwarehaus SAP und sein US-Rivale Salesforce. Amazon will bis zu vier Milliarden Dollar in das Startup pumpen. Die Cloud-Sparte Amazon Web Services (AWS) werde zunächst Anteile für 1,25 Milliarden Dollar übernehmen. Daneben gebe es eine Kaufoption über weiter 2,75 Milliarden Dollar.

Im Gegenzug erhalten der Konzern und seine Kunden den Angaben zufolge bevorzugten Zugriff auf die Technologie von Anthropic. Außerdem verpflichte sich das Startup, seine KI hauptsächlich auf der AWS-Cloud laufen zu lassen. Zudem kaufe Anthropic Tausende von Amazons Spezialchips, um seine KI zu trainieren.

Apple bastelt an einer eigenen KI

Es ist in der Natur des Unternehmens eingebrannt: Man muss nicht erster sein, um das Rennen am Ende des Tages zu gewinnen. Der iPhone-Anbieter arbeitet einem Medienbericht zufolge an einem Konkurrenten für Chat GPT und Bard. Es basiere auf dem Sprachmodell „Ajax“ und werde intern „Apple GPT“ genannt. Offiziell hält sich der Konzern mit Ankündigungen rund um das Thema zurück.

Elon Musk auf der Suche nach der Wahrheit

Der Chef des Elektroautobauers Tesla und des inzwischen in „X“ umbenannten Kurznachrichtendienstes Twitter plant eine wahrheitssuchende KI namens Truth GPT als Konkurrenz zu Chat GPT und Bard. Insidern zufolge hat er dafür Spezialisten von Google abgeworben. Außerdem ließ er die Firma X.AI ins Unternehmensregister eintragen. Musk gehört zu den Gründern des ChatGPT-Entwicklers OpenAI, zog sich dort aber vor Jahren zurück. In den vergangenen Monaten wies er mehrfach auf die Gefahren von KI hin. Er gehört außerdem zu den Unterzeichnern eines offenen Briefs, die ein Entwicklungsmoratorium für Generative KI fordern.

Meta fasst die Politik ins Auge

Die Facebook-Mutter schickt ihre KI-Software LLaMa ins Rennen, die sich an die Forschungsgemeinschaft und staatliche Stellen richtet. Es benötige deutlich weniger Rechenpower als die Angebote der Konkurrenz. Einem Medienbericht zufolge ist ein leistungsfähigerer Nachfolger bereits in der Entwicklung. Darüber hinaus hat Meta SAM (Segment Anything Model) entwickelt. Diese KI kann einzelne Objekte innerhalb eines Bildes oder eines Videos identifizieren.

Salesforce

Der SAP-Rivale geht mit Einstein GPT an den Start. Das Grundgerüst der Software stammt von Chat GPT, wird den Angaben zufolge aber um eigene Komponenten erweitert. GPT‑3 steht für “Generative Pretrained Transformer 3” und ist die dritte Generation der GPT-Modelle von OpenAI. Das Modell verfügt über 175 Milliarden Parameter und ist damit das derzeit größte künstliche neuronale Netzwerk, das für die Verarbeitung natürlicher Sprache entwickelt wurde.

Bei Einstein GPT handelt es sich um ein proprietäres, von Salesforce entwickeltes KI-Modell, das speziell für die Verarbeitung natürlicher Sprache (Natural Language Processing, NLP) entwickelt wurde, z. B. für Sprachübersetzung, Chatbots und Textanalyse. Primär soll es Unternehmen dabei helfen, Kundenkommunikation zu automatisieren und diese auch in Echtzeit zu analysieren, um somit die Kundenbindung zu verbessern.

China schläft nicht

Baidu und Ernie

„Ernie“ des chinesischen Google-Rivalen Baidu gilt als aussichtsreichster chinesischer ChatGPT-Herausforderer. Dem Unternehmen zufolge schlägt sich die aktuelle Version dieser KI in einigen Bereichen besser als ChatGPT. Außerdem unterstütze sie Plugins, kleine Zusatzprogramme für besondere Aufgaben.

Alibaba und die „Wahrheit aus tausend Fragen“

Der Amazon-Rivale Alibaba bastelt an einer KI namens „Tongyi Qianwen“ (Wahrheit aus tausend Fragen). Die Software werde zunächst in die firmeneigene Messaging-App DingTalk und den Sprachassistenten Tmall Genie integriert. Parallel dazu kommt „Tongyi Wanxiang“ auf den Markt. Diese KI ist darauf spezialisiert, Bilder zu erzeugen und soll „Dall-E“ von OpenAI sowie „Midjourney“ Konkurrenz machen.

Gegen „LLaMa“ von Meta richten sich gleich zwei KI - „Qwen-7B“ und „Qwen-7B-Chat“. Es handele sich um abgespeckte Versionen von „Tongyi Qianwen“. Ähnlich wie bei der KI der Facebook-Mutter ist der Programmcode frei zugänglich („Open Source“). „Qwen“ sei für Forscher und Unternehmen auf der gesamten Welt gedacht.

Inflection AI

Das Startup wirbt mit angeblicher emotionaler Intelligenz seiner KI „Pi“. Hierzu habe Inflection AI viel Zeit in die Entwicklung von Verhaltensrichtlinien investiert. Der Chatbot sei für alltägliche Aufgaben geeignet, jedoch nicht für das Generieren von Programmcode oder längeren Texten wie Chat GPT.

Huawei ist auf der Suche nach neuen Aufgabengebieten

Der vor allem als Telekom-Ausrüster bekannte Konzern entwickelt unter dem Namen „Pangu“ verschiedene KI, die unter anderem bei der Medikamentenentwicklung zum Einsatz kommen sollen. Ein Feld, an dem auch Kanada seit einigen Jahren intensiv forscht.

Insidern zufolge steigt Tencent mit „HunyuanAide“ in den Ring ein. Der weltgrößte Videospiele-Anbieter habe hierzu ein Entwicklungsteam zusammengestellt. JD.com, ein chinesischer Online-Händler, beteiligt sich mit „ChatJD“ an dem Rennen um die Technologieführerschaft bei KI. Der chinesische Videospiele-Entwickler will ChatGPT nach eigenen Angaben in den Browser „Opera“ einbauen. Kunlun hatte 2020 die Mehrheit an dessen norwegischem Entwickler Opera Software übernommen. Parallel dazu will der Konzern eine chinesische Version von ChatGPT entwickeln, deren Programmcode frei einsehbar ist („Open Source“).

Einem Insider zufolge will der chinesische Videospiele-Anbieter NetEase seine Lern-Software mit Hilfe von KI-Eigenschaften verbessern. Die staatlich unterstützte Kurzvideo-Plattform Kuaishou plant, unter anderem den Kundendienst mit Hilfe von KI zu verbessern. Der Cybersicherheitsspezialist 360 Security experimentiert mit ChatGPT-ähnlicher Technologie, gab bislang aber keinen Fahrplan für eine Markteinführung bekannt. Inspur, ein Ausrüster für Rechenzentren, arbeitet nach eigenen Angaben seit längerem an KI. (bagre/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.