Wissenschaft

FWF-Chef Gattringer fürchtet „deutlich weniger Geld“ für die Forschung

 Christof Gattringer, Präsident des FWF fürchtet „deutlich weniger Geld“
Christof Gattringer, Präsident des FWF fürchtet „deutlich weniger Geld“ Imago / Michael Indra
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FWF-Präsident Christof Gattringer appelliert an das Finanzministerium: Die Zusage der paktierten 1,124 Mrd. Euro für die kommenden Jahre ist noch nicht da. Er sorgt sich um die Weiterführung der Exzellenzinitiative.

Mit 1,124 Milliarden Euro Budget für die Jahre 2024 bis 2026 könne der Wissenschaftsfonds FWF rechnen, hieß es Ende April. Jetzt stehe aber ein Fragezeichen hinter dieser Zahl, mit der der auf Grundlagenforschung spezialisierte Fördergeber „vernünftig arbeiten“ hätte können, so FWF-Chef Christof Gattringer. Er vernehme Signale, dass es „deutlich weniger Geld“ in nicht bezifferbarem Ausmaß werden könnte, monierte der FWF-Chef in Richtung Finanzministerium.

„Riesensprünge“ wären mit dem paktierten Drei-Jahres-Etat ohnehin nicht möglich gewesen, aber ein „solides Arbeiten“, und die Möglichkeit, die höchstdotierte heimische Forschungsförderungsinitiative - die „Clusters of Excellence“ - „in eine zweite Runde zu führen“, so Gattringer: „Jetzt höre ich Signale, dass es deutlich weniger Geld werden könnte.“ Man brauche aber „tatsächlich diese ausverhandelten 1,124 Milliarden Euro.“

Der FWF schließt mit dem Bildungsministerium jeweils dreijährige Leistungsvereinbarungen ab. Im Rahmen der Ende des Jahres auslaufenden Drei-Jahres-Periode komme man inklusive Mittel zum teilweisen Ausgleich der Inflation auf rund eine Milliarde Euro. Mit den im Frühjahr zwischen Bildungsministerium und FWF paktierten Zusatzmitteln in Höhe von mehr als 100 Mio. Euro für 2024 bis 2026 könne man vor allem die Exzellenzinitiative fortführen, die neben den mit bis zu 70 Mio. Euro über zehn Jahre Laufzeit dotierten Clustern auch weitere, kleine Förderprogramme umfasst.

Forschung braucht „den langen Atem“

Besonders sorgt sich Gattringer nun darum, dass der politische Wille offenbar nicht sehr groß ist, langfristige Zusagen zu machen. Durch die auf fünf bis zehn Jahre ausgelegten Exzellenzcluster - die ersten fünf wurden heuer bewilligt - entstehen natürlich „Folgekosten“. Gattringer: „Meiner Information nach hakt es vor allem da.“

Sehe man sich jedoch die Forschungsstrategie der Bundesregierung in Richtung des Jahres 2030 an, sei diese Ansicht „absurd“. Denn gerade die Exzellenzinitiative werde da als eines der zentralen Elemente in der Entwicklung der Grundlagenforschung angesehen. „Da muss jedem klar sein: Es braucht den langen Atem von zehn Jahren“, betonte Gattringer, der nicht ausschließt, dass es bei einer Absage der eigentlich noch für heuer geplanten zweiten Ausschreibung für weitere Cluster bei einem reinen „Strohfeuer“ bleiben könnte: „Wir würden auf halbem Weg stecken bleiben.“ Auch wenn der Finanzrahmen für die nächste Drei-Jahres-Periode mit dem Bildungsministerium bereits vereinbart sei, fehle noch die Zusage des Finanzministeriums, in dessen Richtung Gattringers Appell nun vordringlich geht.

Kämen diese Mittel nicht, müsste das „Rückgrat“ der Grundlagenforschungsförderung in Österreich - die Einzelprojektfinanzierung - stark beschnitten werden, um neue Exzellenzcluster bewilligen zu können: „Das werde ich aber nicht machen. Man kann nämlich kein Penthouse in den siebenten Stock stellen ohne den Lift betreiben zu können“, so der FWF-Präsident: „Das ist ein ausgewogenes Portfolio. Und ich will nicht beginnen, zentrale Stücke herauszuschneiden, um auf Biegen und Brechen die Cluster zu machen.“

Das Potenzial für weitere „Clusters of Excellence“ sei jedenfalls da: Alleine die vier weiteren höchstbewerteten Initiativen, die diesmal nicht zum Zug gekommen sind, stünden quasi auf Abruf. In einer nächsten Runde kämen sicher wieder weitere „zehn, zwölf“ hochkarätige Vorhaben in die engere Auswahl, zeigte sich Gattringer überzeugt.

Auch Universitäten kämpfen mit der Teuerung

Angesichts der weiter hohen Inflation seien auch die 1,124 Milliarden für den FWF als Untergrenze anzusehen. Komme das Geld nicht in dem Umfang, würde das u.a. die Situation der ebenfalls stark mit den Teuerungen kämpfenden Universitäten weiter verschärfen. Knapp 85 Prozent der FWF-Mittel gehen an die heimischen Unis. Fahre man Gelder zurück, träfe es überdies vor allem den Wissenschaftsnachwuchs. Damit würde es noch schwieriger, qualifizierte Leute nach Österreich zu holen oder im Land zu halten.

Eine Reduktion der zugesagtem Mittel würde Gattringer durchaus als Ausdruck eines Desinteresses an der Wissenschaft seitens der Politik werten. „Ein Budget ist eine in Zahlen gegossene Willensbekundung.“ Möchte man hierzulande wieder einmal einen Nobelpreis. (APA)

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