Deepnudes

Wenn die KI Nacktbilder von Mädchen erstellt

In WhatsApp-Gruppen werden unter minderjährigen Burschen Nacktbilder von Mädchen ausgetauscht. Als der Fall publik wird, geht ein Aufschrei durch Spanien. Denn das jüngste Mädchen ist elf Jahre alt. Doch nicht die Mädchen machten Bilder von sich, das übernahm eine KI.

Nacktbilder sind schnell gemacht und noch schneller verschickt. Doch mittlerweile ist die Technologie so weit, dass Nacktbilder künstlich erstellt werden können; mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz. Ein Fall mit 20 betroffenen Mädchen in Spanien sorgt jetzt weltweit für Diskussionen. Eine Mutter will gegen die Verursacher vorgehen. 

Es ist ein kleines spanisches Dorf mit knapp 30.000 Einwohnern. Almendralejo erreicht durch den Skandal ungewollt Berühmtheit. Eine Mutter machte den Fall auf Instagram publik. Der Beitrag wurde hunderttausendfach geteilt und erreichte schnell im Land und über die Landesgrenzen hinweg Aufmerksamkeit. In Spanien hat sich die hiesige Datenschutzbehörde eingeschaltet, selbst die spanische Justizministerin hat sich zu Wort gemeldet. 

Was war geschehen? In WhatsApp-Gruppen kursieren plötzlich Bilder von minderjährigen Mädchen. Nackt. Sie werden herumgereicht und untereinander geteilt. Mittlerweile haben die Eltern von 22 Mädchen Anzeige erstattet. Das jüngste Mädchen ist erst elf Jahre alt, das älteste 17. 

Fest steht: die Mädchen haben nie nackt posiert oder Fotos von sich ins Netz gestellt. Das haben die zehn Tatverdächtigen selbst gemacht. Mithilfe eines kostenlosen KI-Tools. Dafür reicht ein Foto von dem Mädchen - in voller Kleidung. Das KI-Tool erstellt dann das Nacktbild für das es auf eine Datenbank zugreift. Die eigentliche Kunst ist, dass der Kopf so uraufmontiert ist, dass von der Montage nichts mehr zu merken ist. 

Selbst die Mutter, die den Fall via Instagram publik gemacht hat, meinte, dass sie zwei Mal hätte hinsehen müssen, um die Unterschiede zu erkennen. Würde sie die Körper ihrer Tochter - sie selbst ist Gynäkologin - nicht so gut kennen, hätte sie es für echt gehalten. 

Mittlerweile hat die Polizei zehn mutmaßliche Täter ausforschen können. Der Altersdurchschnitt gleich wie bei den betroffenen Mädchen. Aus Angst und Scham hätten sich diese nicht an Eltern oder die Schule gewandt. Und so sind die Bilder auch schon seit Juni im Umlauf. 

„Habt keine Angst, fühlt euch nicht schuldig“

Mit dem Instagram-Post hat die Spanierin eine Debatte angestoßen: wie umgehen mit den Deepnudes - einer Wortschöpfung aus Deepfake und Nudes (Nacktbilder, Anm.d.Red.). Denn was vor ein paar Jahren noch massive Rechenleistung und tiefes Verständnis für Bildbearbeitung brauchte, erledigt heute mit ein paar Klicks eine App oder ein Online-Tool. Es gibt sogar zahlreiche Foren, in denen User ihr Wissen austauschen. Die Anbieter wissen um ihre Nutzung und versuchen daher ihre Identität zu verschleiern und sich mit rechtlich fragwürdigen Sätzen abzusichern, wie im Fall des Anbieters, der für die spanischen Mädchen verwendet wurde: „Wir übernehmen keine Verantwortung für die mit dieser Webseite erstellten Bilder“. 

Juristisch ist der Fall einmal mehr heikel. Denn während bei erwachsenen Tätern das Vergehen und das Strafmaß klar definiert sind, wird auf die minderjährigen Täter das Jugendstrafrecht anzuwenden sein. Statt bis zu fünf Jahre Gefängnis drohen den Schul- und Klassenkollegen maximal Schulverweis, Erziehungsmaßnahmen und Geldstrafen. 

Die Mutter hat aber mit dem Video etwas geschafft, das es schon lange nicht mehr gab: das Ort und mittlerweile auch das gesamte Land hat sich hinter die betroffenen Mädchen gestellt. Und das mit einem einfachen, aber klaren Satz: Habt keine Angst, schämt euch nicht, fühlt euch nicht schuldig. Wir unterstützen euch als ganze Gesellschaft, bedingungslos.“ 

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