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Rangeleien zu Yom Kippur: Streit mit Israels Religiösen eskaliert

Ultraorthodoxe und Badegäste am Strand bei Tel Aviv.
Ultraorthodoxe und Badegäste am Strand bei Tel Aviv. Jack Guez /GettyImages
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Nicht nur die Justizreform spaltet Israels Gesellschaft. Nationalreligöse Gruppen wollten in Tel Aviv öffentliche Gebete mit Geschlechtertrennung abhalten. Säkulare protestierten.

In gewöhnlichen Jahren ist kein Tag in Israel so friedlich wie Yom Kippur: Im ganzen Land kommt der Verkehr zum Erliegen, Geschäfte, Tankstellen, selbst kleine Nachbarschaftskiosks schließen, und bunt behelmte Kinder auf Fahrrädern beherrschen die Straßen. In diesem für Israel so turbulenten Jahr aber blieb nicht einmal dieser Tag, der eigentlich der Einkehr und der Bitte um Vergebung gewidmet ist, von Streit verschont – und dabei ging es ausgerechnet um ein Gebet.

Schon Tage vor Yom Kippur, der am Sonntagabend begann (jüdische Feiertage beginnen stets abends und enden am Abend des nächsten Tages), hatte eine Nichtregierungsorganisation namens „Rosh Yehudi“ („Jüdischer Kopf“) ihren Plan verkündet, öffentliche Gebete auf dem zentralen Dizengoffplatz in Tel Aviv abzuhalten. Die Organisation bat die Stadtverwaltung um Erlaubnis, für das Gebet einen Trennwall zwischen Männern und Frauen aufzustellen, wie es in der orthodoxen Tradition des Judentums üblich ist. Die Stadt lehnte den Antrag jedoch ab, woraufhin „Rosh Yehudi“ vor Gericht zog – erfolglos: Das Tel Aviver Bezirksgericht gab der Stadt recht, und der Oberste Gerichtshof bestätigte das Urteil. Wer nach orthodoxem Ritus beten wolle, hieß es darin, könne eine von mehreren Hundert Synagogen in der Stadt besuchen.

Regenbogenfahne und Schreie

Dennoch versuchten religiöse Aktivisten am Sonntag- und am Montagabend, an mehreren Plätzen in Tel Aviv nach Geschlechtern getrennte Gebete abzuhalten. Dabei wurden sie jedoch von Anwohnern gestört: Während eines Gebets am Habimaplatz etwa begannen mehrere Menschen, „Buscha!“ zu skandieren, „Schande“, den Schlachtruf der Demonstranten gegen die umstrittene Justizreform der Regierung. Bei einem Gebet am Dizengoffplatz stürmten Menschen die Bühne, versuchten, eine Regenbogenfahne aufzustellen, und bauten Trennwand und Stühle ab.

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