Gesellschaft

Soziologe Harald Welzer: „Das Ende ist nah? Da kaufe ich mir doch noch einen Porsche“

Er hat sich nie gescheut, anzuecken: Harald Welzer in seinem Haus in Potsdam.
Er hat sich nie gescheut, anzuecken: Harald Welzer in seinem Haus in Potsdam. APA
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Der Sozialpsychologe Harald Welzer will das Lob der normalen Leute nicht Populisten überlassen und fordert einen sozialen Pflichtdienst auch für Pensionisten. In der Klimakrise, sagt er, wirken keine Appelle, sondern nur Angebote.

Die Presse: Sie beklagen eine zersplitterte Gesellschaft, die sich auf nichts mehr einigen kann. Ich meine: Das haben wir uns eben eingehandelt mit unserem Individualismus, bei dem jeder nach seiner Fasson selig werden kann. Das war in Summe sehr positiv, im Vergleich zu der Gleichrichtung von früher, durch Kirche, Schule, Elternhaus. Warum sind Sie nicht bereit, diesen Preis zu zahlen?

Harald Welzer: Weil ich Demokrat bin. Und weil zu den Voraussetzungen des demokratischen Staates gehört, dass die Bürger das Gefühl haben, zu etwas Gemeinsamen zu gehören, zusammen ein Projekt zu verfolgen und ein Ziel anzusteuern. Sonst kann man nicht erwarten, dass irgendjemand Verantwortung für das Gemeinwesen übernimmt, dass öffentliche Angelegenheiten überhaupt existieren. Schon Hannah Arendt hat gezeigt, wie durch diesen „Verlust der gemeinsamen Welt“ die Menschen heimatlos werden, vereinsamen und dann Anschlussmöglichkeiten suchen. Hier liegt die Chance für Populisten, bei Arendt am Ende auch das Einfallstor für den Totalitarismus. Das ist kein Gejammer: Unsere Demokratien, die schon zweieinhalb Generationen existieren, sind zu gut, um sie so einfach niedergehen zu lassen.

Lässt sich damit auch der anhaltende Erfolg von Donald Trump erklären?

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