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Der kleine Kulturkampf um das große Oktoberfest

Volle Bänke in der Augustiner Festhalle auf der Münchner Wiesn.
Volle Bänke in der Augustiner Festhalle auf der Münchner Wiesn. Imago
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Ein Bio-Hendl am größten Volksfest der Welt sorgt für Schlagzeilen. Ein Braumeister warnt davor, das Oktoberfest in München zum „Disneyland“ zu machen.

Es ist Mittwochmittag, die Sonne steht hoch über der Theresienwiese in München. Lederhosen, Dirndln, der Geruch von Brathendl. Es brummt, wummert, aus den Zelten dringt dumpf Blasmusik. Ein paar US-Touristen haben sich billige Lederhosenimitate aus Stoff angezogen und dazu Hüte aufgesetzt, mit denen sie eher Elfen gleichen als Bayern. Es wirkt, als wäre alles wie immer beim Münchner Oktoberfest.

Im Paulaner Festzelt sitzt Christian Dahncke, er trägt einen Trachtenanzug, hat die Ellbogen auf dem Biertisch abgestützt. „Man muss aufpassen, dass das Oktoberfest nicht zu einem Disneyland wird“, sagt der 55-Jährige. Dahncke ist Braumeister bei Paulaner, einer der sechs Münchner Brauereien, die am Oktoberfest ausschenken dürfen. Im Mai beginnt er, das Festbier zu entwerfen. Während Winzer hoffen, aus der Traubenernte besondere Jahrgänge zu zaubern, versucht der Braumeister, aus neuer Gerste ein Bier zu machen, das so schmeckt wie immer.

Das perfekte Wiesn-Bier, sagt Dahncke, habe „Leichtigkeit“. Auch wenn die Stadt München einen höheren Alkoholgehalt um die sechs Prozent vorgibt, dürfe der nicht zu schmecken sein. „Nach der dritten Maß merkst es“, sagt Dahncke.

Mehr Besucher als im Vorjahr

Die Wiesn ist ein gut gepflegtes Milliardengeschäft. Trotz Kriegs und Wirtschaftskrise zählt die Stadt in ihrer Halbzeit-Bilanz rund 400.000 Besucher mehr als im vergangenen Jahr. Die Münchner Schickeria, internationale Stars, das bayerische Umland und Hunderttausende Touristen – es ist ein Treffen unterschiedlichster Gesellschaftsschichten und Kulturen, das schon öfter die Frage aufwarf: Wie viel Tradition und wie viel Neues braucht das Oktoberfest?

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