Bénédicte Savoy im Gespräch

Afrika-Restitutionen: „Die Mauer der Verneinung ist eingestürzt“

Eine der Benin-Bronzen, die Deutschland im Dezember an Nigeria zurückgegeben hat.
Eine der Benin-Bronzen, die Deutschland im Dezember an Nigeria zurückgegeben hat. Imago
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Unermüdlich hat die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy für die Rückgabe kolonialer Raubkunst gekämpft. Mit wie viel Erfolg? 

Zweieinhalb Tonnen wiegen sie, die 26 Bronzen, die Frankreich im Herbst 2021 an den heutigen Staat Benin zurückgegeben hat. Dieser Akt markiert für Bénédicte Savoy „ein Vorher und ein Nachher“ in der Debatte um Restitutionen an Afrika: „Damit ist die Richtung der Geschichte nicht mehr umkehrbar.“ Bescheiden gesagt. Denn der Wandel ließe sich auch an ihr festmachen, der französischen, in Berlin lehrenden Kunsthistorikerin.

In einem Bericht für Frankreichs Präsidenten, Emmanuel Macron, von 2018 erklärte sie zusammen mit dem Senegalesen Felwine Sarr, wie Rückgaben von Kunst aus kolonialem Kontext möglich und warum sie so wichtig sind. Und in einem Buch von 2021 zeigte sie auf, mit welchen immer gleichen Tricks westliche Museumsleiter seit mehr als vier Jahrzehnten jedes Ansinnen aus Afrika abgeblockt hatten.

Damit hat Savoy die „Mauer der Verneinung“ zum Einsturz gebracht. „Was da immer gesagt wurde: Die da unten haben ja keine Ahnung, keine geeigneten Museen – das sagt man heute nicht mehr.“ Was aber haben die Rückgaben vor Ort in Benin ausgelöst? Für Savoy geht es nicht so sehr darum, „dass man materielle Dinge von einem Ort an den anderen verlagert“. Was dann? „Es ist faszinierend zu sehen, wie sofort eine Verhandlung, ein Gespräch über Kultur in Gang gekommen ist: Wem gehört das? Wie wichtig ist es für wen? Was bedeutet es für uns?“ Fragen, die wir in Europa längst zu stellen gewohnt seien, weil sie „zu einer modernen Gesellschaft gehören“.

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