Lebensmittel

Mein kleiner grüner Garten steht drinnen in der Küche

Wenig Platz und wenig Strom soll der Indoor-Garten brauchen.
Wenig Platz und wenig Strom soll der Indoor-Garten brauchen.Oasys
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Gemüse direkt dort wachsen lassen, wo man es braucht. Das verspricht ein heimisches Start-up mit einem vertikalen Indoor-Garden. Diese Idee soll gegen die Verschwendung von Lebensmitteln entlang der Lieferkette helfen und für Salat und Tomaten ohne Schadstoffe sorgen.

„Ein Kopfsalat würde über Wochen Ertrag liefern, wenn man ihn blattweise pflückt“, sagt Christophe Vermeersch, Gründer von Oasys, dem Minigarten fürs Wohnzimmer. In dem von ihm entwickelten System können Salate oder Tomatenpflanzen das ganze Jahr wachsen. Geerntet wird immer nur genau die Menge, die man frisch auf den Tisch will. „Entlang der Lebensmittellieferkette wird so viel verschwendet: Bei Obst und Gemüse werden etwa 50 Prozent weggeworfen“, rechnet Vermeersch vor.

Wer eine Tasse voller Cocktailtomaten im Supermarkt kauft, isst selten alle, bevor sie schlecht werden. „Beim Salat nehmen Nährstoffe und Vitamine in den Blättern ab, je länger die Ernte her ist. Am gesündesten ist es, direkt nach dem Pflücken zu essen.“

Nicht jeder hat eine Terrasse

Genau das möchte Oasys jetzt ermöglichen: in den eigenen vier Wänden Pflanzen wachsen lassen, die eine gesunde Ernährung leicht machen. Frei von Pestiziden und Schadstoffen. Man erinnert sich an die Zeit, als Fiona Swarovski die Idee verlautbarte, dass jeder auf „seiner Terrasse Gemüse, Tomaten und Salat wachsen lassen kann“ (2008). Spöttisch hieß es damals, dass sich nur wenige eine Terrasse leisten können.

„In der ersten Planung zum Vertical-Garden-System dachten wir an eine Indoor-Farm für den Garten. Aber das würde Tausende Euro kosten. Dann haben wir einen Prototyp entwickelt, der in der Wohnung funktioniert, wenig Platz braucht und leistbar ist“, so Vermeersch. Eine Patent-Scheck-Förderung der Forschungsförderungsgesellschaft FFG unterstützte die Entwicklung.

Seit Juni ist der Oasys Garden auf dem Markt. In dem 45 Zentimeter breiten Turm ist Platz für 24 Pflanzen. Statt Erde steckt Kokosfaser-Substrat in den kleinen Töpfen. Alle Salatsorten und Kräuter eignen sich, genauso wie Tomaten, Paprika, Gurken, Kohlrabi, Mangold und mehr.

„Bio-Produkte sind im Supermarkt für viele inzwischen unleistbar geworden. Das Ziel war, gesundes Gemüse zu einem Preis zu produzieren, der nicht höher ist als der von herkömmlichem Salat im Geschäft.“ Die laufenden Kosten sind durch energiesparende LED-Technologie gering und werden mit vier bis fünf Euro pro Monat beziffert. „Dazu muss man rechnen, dass man von einem Salatkopf sehr lang etwas pflücken kann, wenn man ihn nicht auf einmal ausreißt“, sagt Vermeersch.

Er hat weder Biologie noch Landwirtschaft studiert, sondern Management an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht in Deutschland. In Niederösterreich war er dann in einem Unternehmen tätig, das Vertical Farming vorantreibt. So kam ihm die Idee, dass eine Pflanzenzucht auch in ein Wohnzimmer oder eine Küche jeder Wohnung passen könnte.

„Die Weltbevölkerung wächst: Bis 2050 müssen wir um 70 % mehr Lebensmittel produzieren, um die Menschheit zu ernähren. Nicht einfach, wenn wir weiter Wälder roden und Böden versiegeln.“ Ein Lösungsansatz ist daher, Vertical Farming für viele Menschen zu ermöglichen – auch um Lieferketten zu verkürzen. „Die Vision ist ein dezentrales Netzwerk mit vielen Stadtbauern: Man produziert genau dort, wo man es konsumiert.“

Prototypen aus dem 3-D-Drucker

Die Forschung und Entwicklung lief teils über das Versuch-und-Irrtum-Prinzip ab. „Mit dem 3-D-Drucker haben wir viele Prototypen erstellt, bis endlich alles geklappt hat.“ Lang getüftelt wurde an der Innenlaufbahn des Wassers, damit es nicht gluckst und blubbert. „Jetzt läuft die Bewässerung geräuschlos. Unser System beruht auf Hydroponik, in dem Pflanzen ohne Erde, aber mit einem Wasser-Nährstoff-Gemisch wachsen.“

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