National Gallery London

Diesen Hals kriegen wir nicht voll genug

Ihr Ellbogen sticht heraus: Bierbrauer-Gattin Cunera van Baersdorp, um 1625.
Ihr Ellbogen sticht heraus: Bierbrauer-Gattin Cunera van Baersdorp, um 1625.Museum of Fine Arts, Boston
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Eine Ausstellung, die in London startet und auch nach Berlin weitergeht, etabliert Frans Hals wieder als den Meister des Porträts, als den van Gogh ihn gefeiert hat. Für ihn war er sogar wichtiger als Michelangelo und die Griechen.

Dieser Ellenbogen sagt mehr als die historisch gesehen sowieso überschätzten Worte; denn was uns Geschichte erleben lässt heute, sind die Gemälde der sogenannten Alten Meister: Sehen Sie nur dieses Bild hier. Der in die Hüfte gestemmte Arm war für die Darstellung einer Frau äußerst ungewöhnlich, er war eine Herrschergeste, die Macht und Selbstbewusstsein ausstrahlen sollte. Die durchschnittliche Frau im Bild hielt die Hände über die Jahrhunderte, falls sie ihr nicht überhaupt abgeschnitten wurden durch den Bildrand, besser sittsam gefaltet im Schoß, denkt man nur an die Mona Lisa. Noch dazu, wenn sie eine Bürgerliche war. Wie diese Cunera van Baersdorp, Gattin des Bürgermeister-Sohns und Bierbrauerei-Besitzers von Haarlem, einer wichtigen niederländischen Handelshafenstadt bei Amsterdam.

Mit ihrem Gespons, Michiel, würde man lieber auf ein Bier gehen als mit der gestrengen Lady. Sie scheint eindeutig die Hosen an- und den spitzen Ellenbogen ausgefahren gehabt zu haben in der Beziehung. Daran lässt das Pendant-Porträt des Mannes keinen Zweifel zu. Ein fast dandyhafter Hallodri blickt uns da entgegen, der Handschuh, den er wie eine abgezogene Haut zwischen den Fingern hält, entgleitet ihm fast.

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