Film

„The Creator“: Kinospektakel zum Schnäppchenpreis

Auf riesige Imax-Leinwände ausgelegt: Die Sci-Fi-Panoramen in „The Creator“ von Gareth Edwards.
Auf riesige Imax-Leinwände ausgelegt: Die Sci-Fi-Panoramen in „The Creator“ von Gareth Edwards.Disney
  • Drucken

Ein Krieg zwischen künstlicher Intelligenz und US-Militär vor atemberaubenden Naturkulissen: „The Creator“ bietet achtbaren Sci-Fi-Bombast trotz budgetärem Frugalismus.

Leicht hatte es Gareth Edwards sicher nicht. Obwohl der britische Regisseur mit dem „Star Wars“-Ableger „Rogue One“ (2016) einen internationalen Kassenschlager verantwortet hat, der bei Kritik und Publikum reüssierte, dürften die Vorbehalte der Studios gegen sein jüngstes Projekt, „The Creator“, beträchtlich gewesen sein. Ein aufwendiges, effektgeladenes Science-Fiction-Spektakel, das ohne Schauspiel-Superstars auskommt und an keine bekannte Popkultur-Marke geknüpft ist? Viel zu riskant! Wie Edwards die Geldgeber überzeugen konnte, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Vielleicht half sein Ruf, beachtliche Bildgewalt aus relativ bescheidenen Budgets herauszuholen. Womöglich ist die Produzentenfreigabe für „The Creator“ aber auch ein Zeichen der Zeit: Das Publikum hat die Nase voll vom öden Einerlei der Filmfortsetzungs-Wiederholungsschleife. Es will entweder alte Ware in brandneuer Verpackung – siehe „Barbie“ – oder neue Geschichten im alten Genre-Gefäß.

Letzterers zu kredenzen schickt sich Edwards’ Film an: „The Creator“ setzt auf erzählerische Eigenständigkeit, balanciert aber gleichzeitig auf den Schultern von unverwüstlichen Sci-Fi-Klassikern wie „Blade Runner“ und „Starship Troopers“. Er spielt vor dem Hintergrund eines Krieges gegen künstliche Intelligenz: Letztere zündete in der Zukunftsvision des Films eine Atombombe in Los Angeles, seither sind die Menschen ihr spinnefeind. Bzw. die USA, denn die Vereinigten Staaten von „New Asia“ haben sich mit der KI arrangiert und sie als gleichrangige Lebensform anerkannt. Womit bereits die eigentliche Konfliktlinie der Filmerzählung benannt wäre: Viel mehr als um Mensch vs. Maschine geht es hier um den Zwist zwischen Ost und West. Diesen will Edwards als fehlgeleiteten, primär von militaristischem Machthunger befeuerten Scheinstreit entlarven.

John David Washington als Joshua in „The Creator“.
John David Washington als Joshua in „The Creator“.Disney

Zwischen die Fronten gerät dabei der biblisch benamste Joshua (John David Washington, bekannt aus „Tenet“), ein Agent des US-Militärs, der die feindliche Führungsriege infiltrieren soll und dabei zusehends in einen Gewissenskonflikt gerät. Auf der Suche nach einer Geheimwaffe trifft der Kriegsversehrte auf ein herzallerliebstes KI-Kind mit außergewöhnlichen Fähigkeiten (Madeleine Yuna Voyles), das sein manichäisches Weltbild infrage stellt. Vielleicht haben seine Auftraggeber, die mittels einer gigantischen Raumstation verheerende Drohnenschläge gegen die bäuerliche Zivilbevölkerung Südostasiens ausführen, ohne mit der Wimper zu zucken, doch nicht das Wohl des Planeten im Sinn?

„Nur“ 80 Millionen Dollar Budget

Subtil ist „The Creator“ nicht und soll er nicht sein. Auch ästhetisch wird hier geklotzt, nicht gekleckert. Im Vorfeld des Starts wurde besonders Edwards’ inszenatorische Ökonomie gehypt: Mit „nur“ 80 Mio. Dollar Budget habe er eine atemberaubende Sci-Fi-Welt auf „Avatar“-Niveau geschaffen, dank kleinerer Drehteams, leichterer Kameras und dem Einsatz echter Naturkulissen in Thailand. Das Resultat kann sich fraglos sehen lassen und fühlt sich geerdeter an als so manche Spektakelschleuder, doch an den Wow-Effekt eines James-Cameron-Films kommt es nicht heran. Nicht zuletzt, weil Edwards das erzählerische Talent seiner Vorbilder fehlt: Die Figurenzeichnung bleibt rudimentär, die periodisch zwischen die rastlose Action gestreuten Witze fallen weitgehend flach. Und die humanistische Kernbotschaft des Films kippt, trotz ihrer ungewohnt scharfen Kritik an US-Imperialismus, immer weiter in Richtung Kitsch. Trotzdem: Eine passable Schablone für Billig-Blockbuster der Zukunft.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.