Kosovo

Kosovo-Konflikt: AfD-Chef Chrupalla besuchte Belgrad

Angespannte Stimmung im Kosovo.
Angespannte Stimmung im Kosovo. Reuters / Ognen Teofilovski
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Indes fordert die deutsche Regierung den serbischen Truppenabzug an der Grenze zum Kosovo. Der mutmaßliche Drahtzieher des serbischen Kommandotrupps, Milan Radoicic, wurde vernommen.

AfD-Chef Tino Chrupalla hat vor dem Hintergrund wachsender Spannungen zwischen Serbien und dem Kosovo nach eigenen Angaben die serbische Hauptstadt Belgrad besucht. Er habe in den vergangenen drei Tagen dort zahlreiche Termine wahrgenommen und sich mit Vertretern der Wirtschaft, serbischen Parlamentariern, dem Kosovo-Beauftragten des Landes und dem serbischen Außenminister Ivica Dacic getroffen, schrieb Chrupalla am Samstag auf seiner Facebook-Seite.

„Ziel der Gespräche war es, mich tiefgreifend zu Meinungen und Möglichkeiten einer baldigen Konfliktlösung zu informieren.“ Chrupalla fügte hinzu: „In den Gesprächen wurde eine Lösung als tragfähig eingeschätzt, die eine Region Kosovo innerhalb der Republik Serbien beinhalten würde. Den Bürgern aller Ethnien muss dabei Unterstützung und Sicherheit garantiert werden.“ Auf Nachfrage, ob dies auch seine Einschätzung sei, erläuterte er, dies sei die Sicht der Serben. Diese nehme man mit, mache ihnen aber keine Vorschläge.

Deutschland fordert serbischen Truppenabzug

Angesichts der Spannungen an der serbischen Grenze zum Kosovo hat die deutsche Bundesregierung die Regierung in Belgrad zur Deeskalation aufgefordert. „Zwischen Serbien und Kosovo darf es keine weitere Eskalation geben. Wichtig, dass Serbien unverzüglich Truppen an der Grenze reduziert“, schrieb das Auswärtige Amt am Samstag auf der Plattform X.

Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich 1999 mit NATO-Hilfe von Serbien abgespalten und 2008 für unabhängig erklärt. Mehr als 100 Länder, darunter auch Deutschland, erkennen die Unabhängigkeit an. Serbien fordert dagegen seine einstige Provinz zurück.

Zuletzt hatten sich die Spannungen verschärft und am vergangenen Sonntag ihren Höhepunkt erreicht, als ein 30-köpfiger, schwer bewaffneter serbischer Kommandotrupp sich in der Ortschaft Banjska bei Mitrovica im Nordkosovo Kämpfe mit der kosovarischen Polizei lieferte. Dabei waren drei serbische Angreifer sowie ein kosovarischer Polizist getötet worden. Nach den Ereignissen will die NATO will die von ihr geführte KFOR-Schutztruppe im Kosovo verstärken.

Politiker einvernommen

Indes ist der kosovarische Serbe und Geschäftsmann Milan Radoicic am Samstag von der serbischen Polizei zu den Ereignissen in Banjska bei Mitrovica einvernommen worden. Er hatte am Freitag in einer Aussendung die alleinige Verantwortung für die Aktionen eines serbischen Kommandotrupps übernommen.

Das Innenministerium werde seinen Bericht zu der Einvernahme der Belgrader Staatsanwaltschaft zur weiteren Vorgangsweise zustellen, hieß es in einer Aussendung des Ministeriums. Aus der Aussendung ist zu entnehmen, dass sich Radoicic derzeit wohl in der serbischen Hauptstadt aufhält, wenngleich dies nicht ausdrücklich erwähnt wurde.

Kosovo will Auslieferung aller Beteiligter

Der Kosovo will von Serbien nun die Auslieferung all jener Personen an Prishtina fordern, die „an der Planung und Umsetzung der Terroristenaktion“ am 24. September in Banjska beteiligt waren. Der kosovarische Innenminister Xhelal Svecla sagte dem Sender „Free Europe“, dass die Aufforderung an Belgrad durch internationale Partner erfolgen werde. Svecla ist nach wie vor davon überzeugt, dass Radoicic nicht auf eigene Faust, sondern mit Unterstützung des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic, handelte. Die bisherigen Ermittlungen hätten gezeigt, dass an dem Angriff in Banjska „über 80 Terroristen“ beteiligt gewesen seien, so der kosovarische Innenminister.

Auch der Belgrader Militäranalyst Aleksandar Radic erklärte in serbischen Medien, dass es unmöglich sei, dass der Staat im Voraus keine Information gehabt habe. „Es ist unmöglich, dass jemand die Ausbildung und Ausrüstung für eine paramilitärische Einheit vornimmt und dass unsere Sicherheitsdienste dies nicht sehen“, wurde Radic am Samstag vom Internetportal Kossev zitiert.

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