Pizzicato

Der Grüne und der Violette

Die Freundschaft zwischen Hans Krank und Herbert Prohaska, dem „Neuner“ und dem „Achter“, hat alle Derbys überdauert.

Derby-Zeit in Wien, das war einmal wie Kriegszustand, zumindest zwischen Grünen und Violetten. Wobei die Grenzen zwischen der Pfarrwiese in Hütteldorf und dem Horr-Stadion in Favoriten klar gezogen waren. Wer Austrianer in Penzing und Rapidler in Favoriten war, hatte kein leichtes Spiel. Die Spieler selbst sprachen im Vorfeld kein Wort miteinander, sie schüttelten einander hinterher nicht einmal die Hände. Die einen schwelgten im Triumph, die anderen verschwanden in der Kabine.

So war das in der Hochzeit des Wiener Fußballs, für deren Spätphase prototypisch die Namen Prohaska und Krankl stehen. Der eine ein leichtfüßiger Primgeiger, trotz seiner Schneckerl ein Beatle, ein Mann des Wohlklangs und der Harmonie, so etwas wie ein Paul McCartney des Fußballs; der andere ein Feuerkopf, ein Stürmer und Dränger, ein Rocker, ein Mick Jagger des Kick and Rush.

Dass sie eine Freundschaft über die Liebe zum Ball hinaus verbindet, zwei Brüder im Geiste, und der eine dem anderen frühmorgens als Erster zum 70er gratuliert, ist eine anrührende „Bromance“. Viermal im Jahr, zum Derby, ist sie indes eingefroren. Wenn Hans und Herbert, der „Neuner“ und der „Achter“, Wiener Originale, einander dann am Strand in Jesolo treffen, ist alles gut. Schwamm drüber, auf dass wieder der Schmäh rennt.

E-Mails an: thomas.vieregge@diepresse.com

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