Quergeschrieben

An der Krise der Medien sind die Medien auch selbst schuld

Journalismus gehe in der Gereiztheit der Social-Media-Arena unter, schreibt ­„Falter“-Chef Florian Klenk. Das stimmt, ist aber nur die halbe Wahrheit.

„Michi ist ein netter Kerl, wir haben als Kinder miteinander gespielt, und auch jetzt grüßen wir einander freundlich, wenn wir uns sehen.“ So beginnt ein guter Text von „Falter“-Chef Florian Klenk, der dieser Tage viel gelesen wird. Beschrieben wird nicht die Geschichte einer Männerfreundschaft, sondern die einer Entfremdung: „Michi war Impfgegner, er liest keine Zeitungen, er schaut kaum fern, er informiert sich im Netz, also per Telegram, und das ‚ohne Zensur von Meinungseliten‘, wie er mir immer wieder erzählt“, schreibt Klenk.  

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Wahrscheinlich haben wir alle einen Michi im Bekanntenkreis. Ziemlich viele im Alltag umgängliche Menschen sind bereit, nahezu jeden Unsinn zu glauben, den sie irgendwo im Internet finden, während sie der Zeitung, die sie längst nicht mehr abonniert haben, im übertragenen und im Wortsinn nichts mehr abkaufen. Klenk zitiert eine Studie des Leibniz-Instituts für Medienforschung, die im Vorjahr zu erschreckenden Befunden kam: Nur etwa die Hälfte der Bevölkerung hat Vertrauen zu den Leitmedien, bei den unter 35-Jährigen sind es noch weniger. Mehr als die Hälfte der Befragten glaubt, dass in den Medien absichtlich die Unwahrheit gesagt werde. Der Michi und seine Gesinnungsgenossen sind, wenn man so will, die Spitze einer Massenbewegung.

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