Hitze und Dürre

Wassertemperatur 39 Grad: 120 Süßwasserdelfine in Brasilien verendet

Dutzende Tiere verendeten im Amazonas.
Dutzende Tiere verendeten im Amazonas.Reuters / Bruno Kelly
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Viele Flüsse in der brasilianischen Region führen deutlich weniger Wasser. Die Sorge um die ohnehin schon vom Aussterben bedrohten Flussdelfine ist groß. Die Hitze gilt als wahrscheinlichster Auslöser der Katastrophe.

Seit letzter Woche wurden die Kadaver von 120 Flussdelfinen in einem Nebenfluss des Amazonas gefunden. Experten vermuten, dass dies auf schwere Dürre und Hitze zurückzuführen ist.

Forscher gehen davon aus, dass niedrige Flusspegel während einer extremen Dürre das Wasser streckenweise auf Temperaturen erhitzt haben, die für die Delfine unerträglich sind. In den Flüssen des Amazonas sind in letzter Zeit auch Tausende Fische aufgrund von Sauerstoffmangel im Wasser gestorben.

Einzigartige Süwassertiere

Die Amazonas-Flussdelfine, von denen viele eine auffällige rosa Farbe haben, sind eine einzigartige Süßwasserart, die nur in den Flüssen Südamerikas vorkommt, und eine von wenigen Süßwasserdelfinarten, die es noch auf der Welt gibt. Langsame Fortpflanzungszyklen machen ihre Populationen besonders anfällig für Bedrohungen. Forscher arbeiten daran, andere Ursachen auszuschließen, beispielsweise eine bakterielle Infektion.

Mindestens 70 der Kadaver kamen am Donnerstag an die Oberfläche, als die Wassertemperatur des Tefé-Sees 39 Grad Celsius erreichte, mehr als zehn Grad mehr als der Durchschnitt für diese Jahreszeit.

Umweltaktivisten führen die ungewöhnlichen Bedingungen auf den Klimawandel zurück, der Dürren und Hitzewellen wahrscheinlicher macht. Aber auch andere Faktoren wie El Niño (veränderte Meeresströmungen) eine Rolle spielen. „Wir haben in der letzten Woche 120 Kadaver dokumentiert“, sagte Miriam Marmontel, Forscherin am Umweltinstitut Mamirauá, das sich auf das mittlere Einzugsgebiet des Solimões, des oberen Abschnitts des Amazonas, konzentriert.

Sorge um noch lebenden Delfine ist groß

Sie sagte, etwa acht von zehn Kadavern seien rosa Delfine, in Brasilien „Botos“ genannt. Das entspreche zehn Prozent ihrer geschätzten Population im Tefé-See. Sowohl der Boto als auch der Graue Flussdelfin namens „Tucuxi“ stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten der Internationalen Union für Naturschutz

Das brasilianische Chico-Mendes-Institut zur Erhaltung der biologischen Vielfalt (ICMBio) hat Tierärzte und Experten für Wassersäuger damit beauftragt, die noch im See lebenden Delfine zu retten. Sie können jedoch nicht in kühlere Flussgewässer gebracht werden, bis Forscher eine bakteriologische Todesursache ausschließen. Die Ergebnisse der Autopsie der Kadaver stehen aber noch aus.

Amazonas-Flussdelfine sind die größten Flussdelfine. Sie werden etwa zwei bis 2,5 Meter groß und erreichen ein Gewicht von 85 bis 185 Kilogramm. „Die Amazonas-Flussdelfine sind zahlreichen Belastungen ausgesetzt, wie den Auswirkungen von Wasserkraftwerken, der Quecksilberverschmutzung und Konflikten mit Menschen. Jetzt sind diese kleinen Süßwasserdelfine noch direkter von der Klimaproblematik betroffen“, sagte Mariana Paschoalini Frias von der Umweltschutzorganisation WWF. „Wir müssen sofort wirksame Schutzmaßnahmen ergreifen, aber langfristig ist mehr Forschung erforderlich, um herauszufinden, wie sie durch den ständigen Klimawandel und die Verringerung der Wasserflächen beeinträchtigt werden.“ (Reuters/APA)

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