Reise nach Kanada

Raab will Integrationsstrukturen für ausländische Arbeitskräfte nach kanadischem Vorbild

Asylsuchende in Kanada.
Asylsuchende in Kanada.Reuters / Christinne Muschi
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Vorbereitungskurse soll es noch in den Herkunftsländern geben. An der Rot-Weiß-Rot-Karte hält die Integrationsministerin aber fest.

Wenn Österreichs Integrationsministerin und der kanadische Einwanderungsminister Marc Miller über Migration sprechen, dann müssen beide erst einmal klarmachen, dass beide Länder völlig unterschiedliche Voraussetzungen haben: Österreich hat zahlreiche Grenzen zu Nachbarländern, Kanada umgeben weitgehend nur Eis und Ozean – und die USA. Entsprechend unterschiedlich sind die Zuwanderungsbewegungen, die die beiden Länder verzeichnen.

Trotzdem ist Susanne Raab (ÖVP) am Montag nach Kanada gereist, um sich in Sachen Migration etwas vom nördlichen Riesen abzuschauen. Konkret geht es darum, wie man Zuwanderung in den Arbeitsmarkt forcieren kann. „Geplante Migration“, nennen das die Kanadier. Österreich geht es dabei nicht mehr nur um top-qualifizierte Fachkräfte, wie Raab vor Journalisten betont, sondern auch um weniger gut ausgebildete Arbeitnehmer, etwa für den Gastro- und Tourismusbereich.

Unterschiedliche Zugänge zur Zuwanderung

Nach kanadischem Vorbild will die Ministerin für diese Arbeitskräfte „ganzheitliche Integrationsstrukturen“ schaffen, wie es sie für Geflüchtete bereits gebe. Außerdem fasst sie Vorbereitungsprogramme ins Auge, die die Familien noch in ihrem Heimatland absolvieren, bevor sie nach Österreich kommen. Dazu zählt Raab etwa Online-Deutschkurse, Orientierungsprogramme und Mentoringinitiativen. Nach dem Umzug müsse das dann nahtlos in Österreich weitergehen.

Anderes als Österreich prüft Kanada vor dem Zuzug nicht, ob die angegebenen Qualifikationen auch der inländischen Vorstellung davon entsprechen. Während eine berufliche Qualifikation in Kanada die Chancen auf einen Aufenthaltstitel verbessert, ist damit nicht automatisch ein Arbeitsplatz fix. In Österreich muss bei der Zuwanderung über die Rot-Weiß-Rot-Karte ja bereits eine Stellenzusage nachgewiesen werden. Dieses Modell will Raab zumindest weitgehend beibehalten.

Kampf gegen „Migration in das Sozialsystem“

Die Migration in den Arbeitsmarkt steht für Raab im Kontrast zur „Migration in das Sozialsystem“. Insofern müsse Letzteres so ausgelegt sein, dass es mehr Anreize gibt, arbeiten zu gehen, statt im Sozialsystem zu verharren. Auch habe sie kein Verständnis dafür, dass Migranten nicht beispielsweise von Wien nach Tirol vermittelt werden könnten, wenn es dort mehr Jobs gibt. Für dieses sogenannte Resettlement hat Kanada einige Programme erarbeitet, es gibt verschiedene Koordinierungsstellen. Allerdings erstreckt sich das Land auf 9,98 Millionen Quadratkilometer, Österreich auf 83.878 – auch das sind unterschiedliche Voraussetzungen.

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