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„Weiterhin auf Intensivstation“: Was ist mit AfD-Chef Chrupalla passiert?

Links: Alice Weidel, rechts: Tino Chropalla - sie bilden die Doppelspitze der AfD auf Bundesebene.
Links: Alice Weidel, rechts: Tino Chropalla - sie bilden die Doppelspitze der AfD auf Bundesebene.Imago / Bernd Elmenthaler
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Der AfD-Chef wird nach einer Wahlkampfveranstaltung in Bayern intensivmedizinisch überwacht. Seine Partei spricht von einem „tätlichen Angriff“ und von einer „Einstichstelle“. Die Polizei berichtet, dass der Politiker vor Beginn seiner Rede medizinisch versorgt werden musste. Die näheren Umstände blieben unklar.

Der Bundesvorsitzende der deutschen Partei AfD, Tino Chrupalla, ist am Mittwoch während einer Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt ins Krankenhaus eingeliefert worden. Dort wird er laut Angaben seines Büros intensivmedizinisch überwacht. Er sei ansprechbar und den Umständen entsprechend stabil. Ein Polizeisprecher sagte, die Polizei wolle ermitteln, ob Dritte für den Vorfall verantwortlich sein könnten. Es gebe aber derzeit keine Hinweise auf einen Angriff.

Die AfD hatte erst von einem „tätlichen Vorfall“ gegen Chrupalla gesprochen. Donnerstagfrüh sagte ein Sprecher, der Chef der deutschen rechtspopulistischen Partei liege „weiterhin auf der Intensivstation“, sei aber nach wie vor ansprechbar. Er sprach von einer „Einstichstelle“. Es liefen Untersuchungen auf mögliche Substanzen im Körper, die Polizei ermittle. Konkreter wurde er auf Nachfrage nicht.

Was genau zur Krankenhaus-Einweisung Chrupallas führte, ist immer noch unklar. Der AfD-Chef hatte am Mittwoch eine Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt besucht. Vor Beginn einer geplanten Rede musste er hinter der Bühne medizinisch versorgt werden und kam dann in die Klinik. Die Polizei hatte mitgeteilt, dass zu diesem Zeitpunkt „eine offensichtliche Verletzung“ nicht erkennbar gewesen sei.

„Um die näheren Umstände dieses medizinischen Vorfalls abzuklären, wurden die weiteren Ermittlungen durch die Kriminalpolizeiinspektion Ingolstadt übernommen“, hieß es in der Polizeimitteilung weiter. Besucher, die im Umfeld der Veranstaltung Fotos oder Videos gemacht haben, wurden aufgerufen, diese der Polizei zur Verfügung zu stellen.

Weidel hatte auf Auftritt in Mödlareuth verzichtet

Der 48-Jährige Sachse Chrupalla steht seit knapp vier Jahren an der Spitze der AfD. Zunächst führte er die Partei gemeinsam mit Jörg Meuthen, der Anfang 2022 aus der AfD austrat. Seit Juni 2022 bilden Chrupalla und Alice Weidel das Führungsduo der Partei. Sie sind außerdem Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion.

Weidel hatte am Dienstag, dem Tag der Deutschen Einheit, auf einen geplanten öffentlichen Auftritt im bayerisch-thüringischen Grenzort Mödlareuth verzichtet. Ein Sprecher hatte gesagt, es habe am vorletzten Wochenende einen „sicherheitsrelevanten Vorfall“ gegeben. „Frau Weidel und ihre Familie wurden von Sicherheitsbehörden aus ihrer privaten Wohnung an einen sicheren Ort verbracht, da sich Hinweise verdichtet hatten, die auf einen Anschlag auf ihre Familie hindeuteten“, hatte er auf Anfrage gesagt.

Weidel hat einem Medienbericht zufolge am Tag des geplanten Wahlkampfauftrittes in Mödlareuth Urlaub auf der spanischen Insel Mallorca gemacht. Recherchen des „Spiegel“ zufolge weilte sie am Dienstagnachmittag in einer Ortschaft an der mallorquinischen Ostküste. Sie wurde demnach mit ihrer Lebensgefährtin in einem Strandrestaurant gesehen. Weidels Büro bestätigte ihren Aufenthalt auf der spanischen Ferieninsel. „Es ist korrekt, Frau Weidel hat sich mit ihrer Familie zum besagten Zeitpunkt auf Mallorca aufgehalten“, sagte ein Sprecher der AfD-Chefin dem „Spiegel“. Der „sicherheitsrelevante Zwischenfall“ habe sich bereits am 23. September ereignet, also zehn Tage vor dem abgesagten Wahlkampfauftritt.

Nach dem „doch sehr aufrührenden Ereignis vom 23. September“ sei Weidels Familie der Empfehlung gefolgt, „einige Zeit ihrer häuslichen Umgebung fernzubleiben, welche ein mutmaßliches Anschlagsziel war“, fügte der Sprecher hinzu. Nachfragen dazu, seit wann Weidel auf Mallorca weilte und seit wann der Aufenthalt auf der Insel geplant war, ließ er dem „Spiegel“ zufolge unbeantwortet. Am 29. September hatte Weidel demnach noch an einer Sitzung des Bundestags teilgenommen. Im Plenarprotokoll sind mehrere Zwischenrufe von ihr vermerkt.

Das für den Personenschutz von Politikern zuständige Bundeskriminalamt (BKA) teilte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP mit, die Absage von Weidels Teilnahme an der Veranstaltung am Dienstag sei „nicht auf Veranlassung oder Empfehlung des BKA“ erfolgt. Darüber hinaus könne die Behörde „zu taktischen Maßnahmen oder Gefährdungsmomenten keine Auskunft geben“.

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