Margareten

Ein Sonntag wie noch nie: Autos raus aus einem ganzen Bezirk?

Wird ein ganzer Bezirk am Sonntag autofrei? Der Fünfte lässt die Idee prüfen. Im Bild die neu gestaltete Reinprechtsdorfer Straße, in der die Fahrbahn zugunsten von mehr öffentlichen Freiraum verkleinert wurde.
Wird ein ganzer Bezirk am Sonntag autofrei? Der Fünfte lässt die Idee prüfen. Im Bild die neu gestaltete Reinprechtsdorfer Straße, in der die Fahrbahn zugunsten von mehr öffentlichen Freiraum verkleinert wurde.Clemens Fabry
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Eine Mehrheit im Bezirk hat für einen autofreien Sonntag in Margareten gestimmt. Ob als einmalige Aktion oder regelmäßig, ist offen. Beschließen müsste dies allerdings die Stadt.

Die Margaretner Bezirkspolitik lässt mit einem gewagten Plan aufhorchen: Der gesamte fünfte Bezirk soll an einem Sonntag gänzlich autofrei werden. Probeweise. Sollte sich die Idee bewähren, könnten die autofreien Sonntage regelmäßiger stattfinden.

In der jüngsten Bezirksvertretungssitzung wurde nämlich ein entsprechender Antrag der Fraktion „Wir für Margareten“, die der stellvertretende Bezirksvorsteher Thomas Kerekes nach seinem Austritt bei den Grünen im Vorjahr gegründet hat, mehrheitlich angenommen.

Oder präziser: Die Idee wurde in der Sitzung sogar noch ausgeweitet: „Wir für Margareten“ hatte den autofreien Sonntag ursprünglich nur für einen - vom Autoverkehr stark belasteten - Abschnitt der Margaretenstraße gefordert. Auf Initiative der SPÖ wurde der Antrag dann auf den gesamten fünften Bezirk ausgeweitet und mehrheitlich mit den Stimmen von SPÖ, Grünen, Neos, Links und Wir für Margareten beschlossen. Nur ÖVP und FPÖ stimmten dagegen.

Stadt muss die Umsetzbarkeit prüfen

Das Problem bei der Sache: Der Bezirk selbst kann von einem autofreien Sonntag zwar träumen, beschlossen werden müsste dieser aber von der Stadt, die generell jede noch so kleine temporäre Sperre einzelner Straßenabschnitte genehmigen muss.

Weshalb nun der Antrag „wie jeder andere politische Antrag ins Rathaus zu den zuständigen Magistratsdienststellen geht“, sagt die SPÖ-Bezirksvorsteherin von Margareten, Silvia Jankovic. Dort werde überprüft, ob die Idee „rechtlich und technisch umsetzbar“ ist, binnen zwölf Wochen muss eine Antwort an den Bezirk erfolgen.

Ob die positiv ausfällt? Immerhin führen durch Margareten einige wichtige Durchzugsstraßen wie die Wiedner Hauptstraße, die Schönbrunner- sowie die Margaretenstraße, aber etwa auch die Rechte Wienzeile. Eine Sperre dieser Straßen hätte, könnten Pkw den Fünften nicht queren, also auch große Auswirkungen auf die benachbarten Bezirke. Weitere Details - dürfen Anrainer zufahren? Gibt es Möglichkeiten, an diesen Sonntagen trotzdem den Bezirk im Auto zu queren? etc. - finden sich im Antrag nicht: Die Stadt soll die Umsetzbarkeit prüfen und gegebenenfalls die Rahmenbedingungen vorgeben.

Von der zuständigen MA46 (Verkehrsorganisation und technische Verkehrsangelegenheiten) heißt es dazu bisher nur, dass der Antrag noch nicht vorliege, aber „grundsätzlich die Möglichkeit besteht, einzelne Straßen für Veranstaltungen wie Straßenfeste zu sperren.“ Einzelne Straßen ja, aber gleich einen ganzen Bezirk? Mehr will man bei der MA46 nicht sagen, nur: „Sollte ein Antrag einlangen, wird er geprüft und das Ergebnis der Prüfung an die Bezirksvertretung rückgemeldet.“

Wunsch kam auch von den Bewohnern

Bezirkschefin Jankovic hofft jedenfalls auf Umsetzung: „Es geht darum, Bewusstsein zu schafffen“, sagt sie. Zu zeigen, dass man im fünften Bezirk auch ohne Auto gut vorankomme, dass es „gute Alternativen“ gebe, fahrradfreundliche Straßen etwa, auch mit dem öffentlichen Verkehr ist Margareten gut erschlossen. Auch Bezirksbewohnerinnen und -bewohnern könnten einem autofreien Sonntag einiges abgewinnen, so Jankovic: Der Wunsch sei im Rahmen des Klimateams, das im Vorjahr Ideen zum Klimaschutz im Bezirk gesammelt hat, ebenfalls aufgekommen.

Auch der stellvertretende Bezirksvorsteher Kerekes hofft natürlich auf Umsetzung, ein erster autofreier Sonntag könnte im Zuge der „europäischen Mobilitätswoche“ im Herbst 2024 stattfinden. Danach könnte die Aktion evaluiert werden. „Sollte sich dabei herausstellen, dass es für die Bevölkerung mehrheitlich positive Auswirkungen gegeben hat“, könnte dies Anlass sein, den autofreien Sonntag regelmäßiger stattfinden zu lassen oder „mögliche Erkenntnisse in eine dauerhafte (Stadt- und Verkehrs-)Planung im Bezirk zu übernehmen“, so Kerekes.

Reinprechtsdorfer Straße: Umgestaltung fast fertig

Weniger Platz für Autos, dafür mehr öffentlichen Freiraum gibt es jedenfalls künftig auf der Reinprechtsdorfer Straße: Diese wird ja, wie berichtet, zu einer klimafitten Straße mit mehr Grün und weniger Raum für Pkw umgestaltet. Der erste Abschnitt zwischen Schönbrunner Straße und Arbeitergasse ist jedenfalls in Kürze und sogar etwas früher als geplant fertig, so Bezirksvorsteherin Jankovic. Wasserspiele, Beete und neue Sitzgelegenheiten sind errichtet, noch im Oktober soll der letzte symbolische Granitpflasterstein gelegt werden, im November und Dezember kommen noch 32 (XL-)Bäume.

Der zweite Abschnitt der Umgestaltung wird dann allerdings noch dauern. Bis zum Ende der U-Bahn-Baustelle nämlich, derzeit wird ja die künftige U2-Station Reinprechtsdorfer Straße/Bacherplatz errichtet. Erst wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind (vermutlich 2028), kann der Rest der Reinprechtsdorfer Straße umgestaltet werden.

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