Expo Real

Gedämpfte Stimmung und vorsichtiger Optimismus

Österreichs Unternehmen waren unter den 1856 Ausstellern aus 36 Ländern stark vertreten.
Österreichs Unternehmen waren unter den 1856 Ausstellern aus 36 Ländern stark vertreten.Die Presse/Hackl
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Zinsen, Baukosten, ESG und Renditeerwartungen bestimmten die Gespräche auf der Expo Real. Ein Stimmungsbild aus München von Europas größter Immobilienmesse.

Die Delle im Mauerwerk des Immobilienmarkts ist derzeit nicht zu übersehen. Gedämpfte Grundstimmung war daher auch vom 4. bis 6. Oktober am Messegelände München zu verspüren, wenngleich an gewissen Ständen Optimismus aufflackerte. 1856 Aussteller auf der Expo Real bedeuteten einen leichten Rückgang zum Vorjahr. Die Hallen Europas größter Immobilienmesse waren dennoch gut besucht, aber eben nicht mehr überrannt wie in den Jahren davor.

Die Lageberichte der internationalen Aussteller variierten je nach Perspektive: Investmentmakler verkündeten Rekord-Transaktionsvolumen, Projektentwickler beklagten Umsatzeinbußen von bis zu 80 Prozent. Es herrsche aber keine Endzeitstimmung; und es spreche auch nichts gegen Neugeschäfte, sehen etwa österreichische Projektentwickler die Situation gelassener als viele deutsche Kollegen.

Angekommen in der neuen Realität

Generell erhärtete sich beim Rundgang durch die Messehallen ein Eindruck: Die Branche ist näher an die Realität der aktuellen Marktsituation herangerückt – die Lage wird weniger beschönigt. Im relativ offen kommunizierten Krisenmodus wird konstruktiver Dialog geführt. „Die Expo Real bestätigt in einer Zeit des Umbruchs, wie wichtig der persönliche Austausch für die Immobilienbranche ist“, war von den Unternehmern zu hören. Und: „Die bisher auf der Messe geführten Gespräche geben Anlass zu vorsichtigem Optimismus.“

Für 2023 erwarten die meisten Experten freilich keine großen Sprünge mehr am Investmentmarkt. Wenn, dann von „eigenkapitalstarken Privaten“, die gerade jetzt ihre Chance sehen, wieder auf den Markt zu drängen. Angesprochen auf den prognostizierten Rückgang beim Wohnungsbau in den kommenden Jahren, erwiderte ein heimischer Immobilienberater: „Wenn man die aktuellen Renditevorstellungen potenzieller Käufer umlegt auf ein Neubauprojekt, könnte man es damit nicht einmal errichten.“ Das ginge sich allein von den Baukosten schon nicht aus – so könne eben nichts entstehen.

Die größten Herausforderungen für die Branche sind der rapide Anstieg auf ein nun hohes Zinsniveau, hohe Baukosten, der Klimawandel und damit die Reduzierung des CO2-Ausstoßes im Bau und Betrieb von Gebäuden. Wie sich die kürzlich in Kraft getretene EU-Taxonomie-Verordnung auf ESG-Bauprojekte auswirken wird, lasse sich noch nicht abschätzen, lautet die Antwort in den meisten Gesprächen. Dass aus Klimarisiken jedenfalls Klimachancen entstehen können, ist Expo Real-Projektleitern Claudia Boymanns überzeugt. Für die Branche sei es daher nun wichtig, „umzudenken und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.“

Fakt ist: Die Immobilienbranche sieht sich mit einer der angespanntesten Zeiten seit langem konfrontiert: Stagnierende Bauvorhaben, Preisverfall, Inflation – „die Problemstellungen sind vielfältig. Genau aus diesen Gründen haben die Teilnehmer hier in München drei Tage den Austausch und das Gespräch gesucht“, lautet das Fazit von Stefan Rummel, CEO der Messe München.

Compliance-Hinweis: Die Kosten der Reise zur Expo Real wurden von der ÖBB-Immobilienmanagement GmbH übernommen.

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