Film

Die Frau, die König Richards Gebeine ausgraben ließ

Bald sieht Philippa (Sally Hawkins) den König scheinbar leibhaftig vor sich (Harry Lloyd).
Bald sieht Philippa (Sally Hawkins) den König scheinbar leibhaftig vor sich (Harry Lloyd). Graeme Hunter
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Stephen Frears’ bitterzartes Melodram „The Lost King“ erzählt eine wahre Geschichte: Eine von Richard III. besessene Einzelgängerin fand dessen verlorenes Skelett.

William Shakespeare ist in hohem Maße an dem Rufmord beteiligt. Als junger Dramatiker porträtierte er in London vor rund 430 Jahren „Richard III.“ als miesen Schurken: Der letzte Plantagenet kommt in seinem Historiendrama durch mörderische Intrigen an die Macht, lässt seine Neffen und noch viele andere ermorden, die ihn dann als König von England gefährden könnten. Er ist missgebildet. All das teilt der Antititelheld dem Publikum von Anfang an mit. „Richard III.“ ist seit vielen Generationen Schullektüre. Niemand kann so überzeugend argumentieren wie Shakespeare. Er förderte nachhaltig den Mythos der gerechten Tudors, die das Böse besiegten. Wer würde diese Version der Geschichte bestreiten? Richard ist tot, gestorben 1485 in der Schlacht von Bosworth gegen den ersten Tudor-Herrscher, Heinrich VII., nahe von Leicester. Seine Gebeine blieben auf dem Feld oder wurden in den Fluss Soar geworfen, hieß es.

Alles klar also im Empire, das noch heute übrig geblieben ist? Nicht für Philippa Langley. Diese Frau aus Edinburgh machte sich jahrelang auf die Suche nach Richards Grab und wurde gegen den anfänglichen Widerstand der Behörden und der Universität von Leicester 2012 tatsächlich fündig. DNA-Proben bewiesen es: Bei dem Skelett unter einem Parkplatz im Zentrum der Stadt, wo einst eine Kirche stand, handelte es sich mit höchster Wahrscheinlichkeit tatsächlich um den „verlorenen König“. Seither ist Richard in Leicester eine Touristenattraktion. Das ist eine wahre Geschichte. Der britische Regisseur Stephen Frears hat daraus nun einen bitterzarten romantischen Film gemacht, der jetzt in den österreichischen Kinos zu sehen ist. In „The Lost King“ wird ein neuer Mythos gewoben, ganz in Frears’ Art. Er zeigt uns eine Einzelgängerin, die sich gegen das Establishment durchsetzen muss.

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