Selftracking

Wie uns unsere Uhren und Apps durchs Leben navigieren

Katharina Koch nutzt eine Fitnessuhr und zeichnet damit ihre Bewegung auf.
Katharina Koch nutzt eine Fitnessuhr und zeichnet damit ihre Bewegung auf. Katharina Fröschl-Roßboth
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Die zurückgelegten Schritte, die zugeführten Kalorien, den Schlafrhythmus – sämtliche Bereiche unseres Lebens erfassen wir in Zahlen, Prozenten, Statistiken. Ist das alles gesund oder macht es uns verrückt? 

Seit Renate und Andreas stolze Besitzer einer Smartwatch sind, hat sich die Frage „Wie hast du geschlafen?“, die in den 40 Jahren zuvor täglich gestellt wurde, erledigt. Nun fragt man nicht einander, sondern das Gerät am Handgelenk, lässt die Zahlen für sich sprechen, antwortet „datenbasiert“. Etwa so: „Im Schlaf lag meine Herzfrequenz bei 54 bis 70 Schlägen pro Minute. Pro Minute habe ich 15 bis 20 Atemzüge genommen.“ Oder so: „Acht Stunden und 32 Minuten habe ich insgesamt im Bett verbracht, reine Schlafenszeit davon fünf Stunden und 58 Minuten. REM-Phase: zwei Stunden sechs Minuten. Tiefschlaf: 44 Minuten.“ Man jubelt miteinander über gute Werte, geht weniger guten gemeinsam auf den Grund. Und dann stellt man sich der Tageschallenge, in der man sich darin überbieten möchte, Kalorien zu verbrennen, körperlich aktiv zu sein, „und zwölf Stunden am Tag zu stehen“.

Längst ist es nicht nur mehr die Welt um uns, die sich vermessen und in Zahlen verfolgen lässt: Der Weg des verschickten Pakets, die Ankunft des bestellten Essens, die schnellste Route, die Stärke des Windes, um wie viele Minuten sich der Zug verspätet, wie hoch der Geräuschpegel, wie gut die Luftqualität um uns herum ist. Wir messen uns auch selbst. Unseren Körper, unsere Gesundheit, unser Energielevel. Wir tracken unseren Schlaf, zählen unsere Schritte, wir messen unseren Puls, unsere Atemfrequenz, kalkulieren die zugeführten Kalorien, lassen die Nährstoffe berechnen. Sogar unseren Zyklus analysieren wir über Apps und digitale Geräte, die fruchtbaren Tage, die Chancen auf eine Schwangerschaft. Was macht das mit uns? Verfallen wir zunehmend unseren Uhren und einem Kontrollwahn – oder optimieren wir uns, werden dadurch immer gesünder?

Der Trainer am Handgelenk

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