Hintergrund

Eine Eskalation im Interesse des Iran

In Teheran organisierte das Regime Freudenfeiern nach dem Überfall der Hamas auf Israel. Eine Frau hält ein Porträt des früheren Al-Quds-Kommandanten Soleimani hoch.
In Teheran organisierte das Regime Freudenfeiern nach dem Überfall der Hamas auf Israel. Eine Frau hält ein Porträt des früheren Al-Quds-Kommandanten Soleimani hoch.Imago / Sobhan Farajvan
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Die Teheran-Führung begrüßt den Hamas-Angriff auf Israel. Ihr ist die Annäherung des jüdischen Staats an Saudiarabien ein Dorn im Auge. Die Aussöhnung ist nun in Gefahr.

Seit Monaten schon hatten Israel und Saudiarabien heimlich miteinander Gespräche geführt. Die beiden Staaten hatten einen vielversprechenden Annäherungsprozess begonnen. Zuletzt hatten die früheren Erzfeinde schließlich ganz öffentlich bei der UNO-Generalversammlung die Möglichkeit eines Friedensabkommens zwischen den beiden Ländern sowie die Schaffung eines „neuen Nahen Ostens“ befeuert.

Botschaft der Hisbollah

Als direkte Reaktion auf diesen angesteuerten Normalisierungsprozess können nun die Angriffe militanter Palästinenser auf Israel gewertet werden. Die libanesische Hisbollah-Miliz bezeichnet den Hamas-Angriff als eine „entschlossene Antwort auf Israels anhaltende Besatzung und eine Botschaft an diejenigen, die eine Normalisierung mit Israel anstreben“. Das teilte die Islamistenmiliz in einer Erklärung mit. Die Hisbollah hat selbst mehrere Kriege gegen Israel geführt. Und Sonntagfrüh beschoss sie Ziele in Nordisrael.

Ähnliche Töne kamen aus dem Iran, der Schutzmacht der Hisbollah im Libanon. „Wir beglückwünschen die palästinensischen Kämpfer“, sagte Rahim Safawi, ein Berater von Irans geistlichem und staatlichem Oberhaupt, Ayatollah Ali Khamenei. Der Iran werde ihnen bis zur Befreiung Palästinas und Jerusalems beistehen.

„Neuer Naher Osten“

Erst vor rund zwei Wochen hatte der israelische Regierungschef, Benjamin Netanjahu, vor der UNO-Vollversammlung in New York von vielversprechenden Gesprächsrunden mit Saudiarabien berichtet. Ein „historischer Friede zwischen Israel und Saudiarabien“ sei in Reichweite. US-Präsident Joe Biden hatten zwischen den beiden Staaten vermittelt. Netanjahu sprach gar von der Möglichkeit, „einen neuen Nahen Osten zu schaffen“.

Doch einer der Knackpunkte war von Anfang an der Umgang der Israelis mit den Palästinensern. Der saudische Kronprinz, Mohammed bin Salman, der die Gespräche ebenfalls als ernsthaft bezeichnete, betonte, dass eine Übereinkunft mit Israel wesentlich von der Lösung der Palästinenserfrage abhängig sei. Ebenfalls bei der UNO-Versammlung machte Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas deutlich: „Wer glaubt, dass im Nahen Osten Frieden herrschen kann, ohne dass das palästinensische Volk in den Genuss seiner vollen und legitimen nationalen Rechte kommt, der irrt sich.“

Offiziell hat Riad keine Beziehungen zu Israel, verdeckt arbeiten beide Länder in Sicherheitsfragen schon länger zusammen. Eine förmliche Annäherung schien lang so gut wie ausgeschlossen.

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