Mein Montag

Wörter, die ganz anders klingen, als man sie schreibt

Eiseln schreibt man in Wirklichkeit übrigens ganz anders.
Eiseln schreibt man in Wirklichkeit übrigens ganz anders.Clemens Fabry
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Gehen Sie mit Ihrem Hund regelmäßig eiseln? Und klingelt es bei Ihnen bei Dükreidl?

Falls Sie gerade in einer rührseligen Stimmung sind, hätte ich da ein Erlebnis aus der Schulzeit. Eine Deutschhausübung in der Volksschule nämlich, in der unser damals ganz neuer Dackel im Mittelpunkt stand. Und da stand dann eben auch, dass man mit ihm regelmäßig eiseln gehen musste. Nun, so sagte man damals eben dazu. Nur, dass man es halt ganz anders schreiben musste – der korrekte Begriff, dass man mit dem Hund hinausgeht, damit er seine Notdurft verrichten kann, lautet äußerln. (In Westösterreich kennt man das angeblich nicht, wie sagt man dort?)

Wie auch immer, für ein Volksschulkind war es jedenfalls nicht herleitbar. Und das Äußerln steht damit in einer ganzen Reihe an Begriffen, die geschrieben völlig anders aussehen, als sie klingen. Nehmen wir etwa das Tappagschirrl – dass sich dahinter ein Gefäß der Firma Tappawer verbirgt, die sich noch dazu Tupperware schreibt, muss man einem Kind auch erst einmal beibringen. (Ja, da haben es die Deutschen leichter – da sagt man ja auch nicht Mischleu zu Michelin, aber das ist eine andere Geschichte.)

Es geht aber auch in die umgekehrte Richtung – wenn man etwa einem Freund von einem Rezept mit Dille erzählt und er nur verständnislos den Kopf schüttelt. Erst, wenn man ihm eine Abbildung zeigt, kommt die Erkenntnis: „Aso, du meinst Dükreidl!“ Ähnlich groß war die Überraschung einst, dass Köch in Wirklichkeit Kohl geschrieben wird. Muss man auch erst einmal draufkommen. Immerhin, beim Knofl konnte man den Knoblauch noch irgendwie herleiten.

Apropos herleiten – die Volksschullehrerin hat seinerzeit die Verwirrung um das Eiseln in der Hausübung gelöst, ohne den richtigen Begriff dafür ins Spiel zu bringen, sodass ich „äußerln“ erst viel später kennengelernt habe. Ihr Korrekturvorschlag: Man geht mit dem Hund „spazieren“.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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